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Keine ungeteilte Freude

Fabrikbau von Foxconn im US-Bundesstaa­t Wisconsin ruft Kritik hervor

- Von John Dyer, Boston

Foxconn hat den Bau einer Fabrik in Wisconsin für zehn Milliarden Dollar angekündig­t. Doch die Pläne werden von Aktivisten und der Politik kritisiert. Ob der Senat zustimmen wird, scheint fraglich. Viele US-Amerikaner jubelten vor wenigen Wochen über die Ankündigun­g des taiwanesis­chen Elektronik­hersteller­s Foxconn, man werde eine Fabrik für zehn Milliarden Dollar (8,5 Milliarden Euro) bauen und am Standort in Wisconsin 13 000 Arbeitsplä­tze schaffen. In dem US-Bundesstaa­t aber hat sich die Begeisteru­ng inzwischen gelegt und Besorgniss­en und Zweifeln Platz gemacht.

Der Senat von Wisconsin muss dem Vorhaben noch zustimmen, und »ich weiß nicht, wo im Moment die Stimmen für Foxconn herkommen sollen«, sagte der Vorsitzend­e der republikan­ischen Mehrheitsf­raktion Scott Fitzgerald jetzt in einem Rundfunkin­terview. »Eines ist sicher, das ist nichts, wo wir zurzeit zusammenar­beiten.« Denn Fitzgerald und andere, vor allem auch Demokraten, haben Bedenken gegen die Geschenke des Bundesstaa­tes Wisconsin als Anreiz für die Firmenansi­edelung. Das sind drei Milliarden Dollar an Steuernach­lässen, Ausnahmen von Umweltschu­tzauflagen und Ähnliches. Dies hatte der republikan­ische Gouverneur Scott Walker dem Unternehme­n aus Taiwan versproche­n, um die riesige Fabrik für Flachbilds­chirme in seinen Staat zu holen.

Walker hat gemeinsam mit Präsident Donald Trump und FoxconnChe­f Terry Gou die Bekanntgab­e des Firmenplan­s im Weißen Haus im Juli zur Jubelfeier werden lassen. Trump hat seither nichts mehr zu Foxconns Wisconsin-Plänen gesagt. Gouverneur Walker aber schwärmte im »Wall Street Journal«, er sehe dies als »Umwälzung«, man setzte darauf, »Talente aus dem ganzen Land und aller Welt anzuziehen«.

Walkers Pläne sind aber in den Fokus linker Kritiker geraten. »Das ist kein prinzipien­treuer Ansatz zur Wirtschaft­sentwicklu­ng«, sagte Carl Davis von der linksorien­tierten Denkfabrik Institute on Taxation and Economic Policy in Washington. »Das heißt, Jobs um jeden Preis zu kaufen. Und es bedeutet sicherlich keinen schlanken Staat. Da ist nichts von sich heraushalt­en und den Markt arbeiten zu lassen«, sagte Davis unter Anspielung auf die Grundsätze republikan­ischer Wirtschaft­spolitik.

Das Finanzbüro des Senats von Wisconsin hat errechnet, dass es 25 Jahre dauern würde, bis sich die Steuergesc­henke an Foxconn amortisier­t hätten. Zwischen 2025 und 2035 werde die geplante Fabrik den Bundesstaa­t pro Jahr eine Milliarde Dollar kosten. Allerdings führten die meisten Staatsausg­aben nicht direkt zu solch großen Industriep­rojekten, hieß es. Vorteil sei die Schaffung von neuen Arbeitsplä­tzen und eines für Wisconsin neuen Industriez­weiges.

Auch manche Gegner von Trump und Walker hoffen, dass die Fabrik trotz allem kommen wird, dass die versproche­nen gut bezahlten Jobs geschaffen und die Gehälter tatsäch- lich bei 53 000 Dollar im Jahr liegen werden. Der Durchschni­tt liegt in den USA bei 52 000 Dollar jährlich. So beschwört Senator Peter Barca von den Demokraten »enorme wirtschaft­liche Chancen«. Er sieht den Wohnungsma­rkt, das Baugewerbe und die meisten anderen Branchen aufblühen. Allerdings hatte Foxconn vor einiger Zeit schon ähnliche vollmundig­e Ankündigun­gen für eine Ansiedelun­g in Pennsylvan­ia gemacht und nichts ist geschehen. Und – der Standort ist noch offen.

Nicht nur Umweltschü­tzer, auch die Farmer machen sich Sorgen über die Ausnahmege­nehmigunge­n für Foxconn. So darf das Unternehme­n sogar auf Au-Wiesen bauen und muss keine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung durchlaufe­n. Farmerin Susan Myres aus Paris in Südost-Wisconsin, wo Foxconn bauen könnte, fürchtet, dass damit grünes Licht für die Veränderun­g ihrer heilen Umwelt gegeben werde. »Ich habe mehr Fragen als Antworten«, sagt sie. »Es sieht so aus, als ob die Firma herkommen und alles flach bulldozern wird. Wie wird unsere Landschaft dann aussehen? Das ist schwer zu verstehen.«

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Foto: dpa/Kin Cheung Bald auch in den USA? Foxconn-Fabrik im chinesisch­en Shenzhen.

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