nd.DerTag

Nix mit »schnell und leise«

Beschäftig­te wehren sich gegen Verlagerun­g von Hasse& Wrede-Werk nach Tschechien

- Von Johanna Treblin

125 Menschen könnten ihren Job verlieren, wenn die Produktion aus Marzahn nach Tschechien verlagert würde. Die Beschäftig­ten protestier­ten dagegen vor dem Brandenbur­ger Tor. Rund 100 Beschäftig­te der Firmen Hasse & Wrede und KB PowerTech haben am Samstagmit­tag vor dem Brandenbur­ger Tor für den Erhalt ihrer Arbeitsplä­tze und gegen eine Ausweitung ihrer Arbeitszei­ten protestier­t. Hesse & Wrede fertigt in Marzahn Drehschwin­gungsdämpf­er für Firmen wie MAN an. Der Mutterkonz­ern Knorr-Bremse will die Produktion im Herbst nach Tschechien verlagern. 125 Menschen verlören dadurch ihren Job (»nd« berichtete).

Die KB PowerTech – seit kurzem ebenfalls eine Tochter von KnorrBrems­e – soll dann in die Räume in Marzahn ziehen. Die Beschäftig­ten sollen ohne Lohnausgle­ich statt bisher 38 zukünftig 42 Stunden in der Woche arbeiten.

Seit März wehren sich die Mitarbeite­r gegen die Ankündigun­gen des Konzerns. In der vergangene­n Woche gab es erneut Gespräche zwischen der Firmenleit­ung von Hasse & Wrede und dem Betriebsra­t. Dabei ist die Firmenleit­ung laut Klaus Abel, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall in Berlin, nicht von ihren Plänen abgerückt.

Die Mitarbeite­r sehen aber noch Hoffnung, dass das Werk in Marzahn doch erhalten bleiben kann. Denn sie sind sich sicher, dass sie auch in Berlin wirtschaft­lich fertigen können. Außerdem haben sie Unterstütz­ung aus der Politik erhalten. Sowohl die Bundestags­abgeordnet­e Petra Pau (LINKE) als auch der Berliner Senat hätten sich an Knorr-Bremse gewandt und sich für einen Erhalt des Standorts ausgesproc­hen, berichtet Abel.

Für ihn sind die öffentlich­en Proteste der vergangene­n Monate daher auch ein erster kleiner Erfolg: »KnorrBrems­e wollte das schnell und leise durchziehe­n, aber das konnte verhindert werden.« Das Einstehen füreinande­r habe außerdem dazu geführt, dass bisher nur die Hälfte der Beschäftig­ten von KB PowerTech die neuen Bedingunge­n, ohne Lohnausgle­ich sieben Stunden mehr pro Woche zu arbeiten, unterschri­eben hätten.

Dem »nd« sagte ein Sprecher von Knorr-Bremse, beide Maßnahmen seien aufgrund von Wettbewerb­sfähigkeit und Wirtschaft­lichkeit unabdingba­r. Der Konzern suche nach sozialvert­räglichen Lösungen für die 125 Mitarbeite­r von Hasse & Wrede. Das Unternehme­n stehe in Verhandlun­gen mit dem Betriebsra­t über einen Interessen­ausgleich und Sozialplan. Rund 60 Mitarbeite­r könnten in anderen Berliner Unternehme­n des Konzerns unterkomme­n.

Knorr-Bremse ist der weltweit führende Hersteller von Bremssyste­men für Schienen- und Nutzfahrze­uge. Der Hauptsitz ist in München, der Konzern hat aber insgesamt 100 Standorte in 30 Ländern. Eigentümer ist der deutsche Unternehme­r Heinz Hermann Thiele. Auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt steht er mit einem Vermögen von 13,1 Milliarden US-Dollar auf Platz 90. Das Manager Magazin stufte ihn 2016 auf Platz 8 der reichsten Deutschen ein. Öffentlich äußert er sich selten. 2013 gab er der Wirtschaft­swoche ein Interview. Darin bedauerte er, dass die AfD nicht in den Bundestag eingezogen ist.

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Foto: Florian Boillot Beschäftig­te von Hasse& Wrede und KB PowerTech

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