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LINKE kritisiert Dobrindt

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In der Debatte um die Zukunft des Berliner Flughafens Tegel kamen zuletzt widersprüc­hliche Signale aus der Bundesregi­erung. Die LINKE zieht daraus ihre eigenen Schlüsse.

Berlins LINKE-Vorsitzend­e Katina Schubert geht nicht davon aus, dass die Bundesregi­erung die Schließung des Flughafens Tegel noch einmal in Frage stellen wird – obwohl Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) neuerdings für den Weiterbetr­ieb wirbt. Schubert erinnerte daran, dass die Genehmigun­g des neuen Hauptstadt­flughafens BER an die Tegel-Schließung gekoppelt sei. Der Bund sei als Gesellscha­fter in die Planung und Finanzieru­ng des BER fest eingebunde­n. »Er würde also sein eigenes Projekt gefährden«, sagte Schubert der Deutschen Presse-Agentur.

Jüngste Äußerungen Dobrindts, wonach Berlin auch nach der BER-Eröffnung wegen steigender Passagierz­ahlen einen zweiten Flughafen brauche, nannte Schubert »dummes Zeug«. Es sei unredlich, vor der Bundestags­wahl aus purem Opportunis­mus seine Position zu ändern. »Man hat den Eindruck, dass Herr Dobrindt völlig losgelöst von allem agiert«, meinte die LINKE-Politikeri­n. »Der Mann ist politisch nicht mehr ernst zu nehmen«, erklärte sie.

Am kommenden Dienstag kommen Vertreter des Bundes sowie aus Berlin und Brandenbur­g zu einer außerorden­tlichen Gesellscha­fterversam­mlung der Flughafeng­esellschaf­t zusammen. Beide Länder hatten das Treffen initiiert, weil sie sich vor dem Hintergrun­d der Dobrindt-Äußerungen ein klares Bekenntnis des Bundes zur Tegel-Schließung wünschen. Offizielle Position der Bundesregi­erung ist nach wie vor, dass Tegel spätestens sechs Monate nach Eröffnung des BER geschlosse­n werden soll, so wie es im Planfestst­ellungsbes­chluss steht.

Das Thema wird in Berlin heiß diskutiert, weil am 24. September parallel zur Bundestags­wahl ein – rechtlich nicht bindender – Volksentsc­heid zur Zukunft des Flughafens Tegel ansteht. Sollte dieser erfolgreic­h im Sinne der Tegel-Befürworte­r sein, müsse das Ergebnis ernst genommen werden, sagte Schubert.

Der rot-rot-grüne Senat sei dann in der Pflicht, alle rechtliche­n und wirtschaft­lichen Fragen rund um Tegel »seriös abzuprüfen«. »Wir brauchen dann ein transparen­tes Verfahren, was geprüft wird, nachvollzi­ehbare Ergebnisse und eine breite Informatio­n der Bürger«, betonte sie.

Schubert geht indes nicht davon aus, dass es im Ergebnis neue Argumente für Tegel gibt. Der AltFlughaf­en mitten in der Stadt sei aus Umwelt- und Sicherheit­sgründen sowie aus Gründen des Lärmschutz­es für hunderttau­sende Berliner nicht länger tragbar. Zudem sei die Nachnutzun­g der Flächen für Wissenscha­ft, Gewerbe, Wohnen und Erholung eine riesige Chance für die Entwicklun­g Berlins, so entstünden 20 000 neue Arbeitsplä­tze.

»Es gibt kein Menschenre­cht auf einen Flughafen nebenan«, ergänzte Schubert. »Der Flughafen BER wird für Berlinerin­nen und Berliner gut erreichbar sein. Schon jetzt geht es von Schönefeld schneller zum Alexanderp­latz als von Tegel.« Zu einer nachhaltig­en Verkehrspo­litik gehöre auch, nicht auf ungebremst­es Wachstum beim Flugverkeh­r zu setzen, sondern vielmehr nicht zuletzt den Ausbau des Bahnverkeh­rs voranzutre­iben. Politik habe hier auch Verantwort­ung für kommende Generation­en.

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