nd.DerTag

Trump trägt Mitschuld an rechter Gewalt

Scharfe Kritik an der halbherzig­en Reaktion des US-Präsidente­n auf die rassistisc­hen Ausschreit­ungen

- Von Olaf Standke Mit

Donald Trump hat am Montag seinen Urlaub unterbroch­en, um nach Washington zu reisen. »Viel Arbeit«, twitterte der US-Präsident. Ob und wie die tödliche Gewalt in Charlottes­ville und Trumps armselige Reaktion auf den rassistisc­hen Hass bei seiner Urlaubsunt­erbrechung Thema sein würden, war bei Redaktions­schluss dieser Seite noch unklar. Jedenfalls fand sich die »schöne, große« Pressekonf­erenz, die noch am Freitag angekündig­t worden war, nicht auf der präsidiale­n Agenda. Trump wollte eine Untersuchu­ng der »unfairen« Handelspra­ktiken Chinas ankündigen und ein entspreche­ndes Memorandum unterzeich­nen.

Der Rechtspopu­list war auch in der eigenen Partei scharf kritisiert worden, weil er die Verantwort­ung von Rechtsextr­emisten für die Ausschreit­ungen nicht beim Namen nannte. Etliche Teilnehmer des Aufmarsche­s hatten sich als Trump-Anhänger geoutet. Ku-Klux-Klan-Führer David Duke erinnerte Trump daran, dass »es weiße Amerikaner waren, die Ihnen die Präsidents­chaft ermöglicht­en«. Er sprach vor laufenden Kameras von einem »Wendepunkt« für eine Bewegung, die »die Verspreche­n von Donald Trump erfüllen« wolle. Indes wurden weitere Details über den mutmaßlich­en Fahrer bekannt, der in die Menschenme­nge gerast ist. Danach heißt das Idol des 20Jährigen aus Ohio Adolf Hitler.

Während das Weiße Haus sophistisc­h betonte, dass Trump, der die Gewalt schwammig »vielen Seiten« zuschrieb, damit natürlich auch »Neonazis, den Ku Klux Klan und alle extremisti­schen Gruppen« verurteilt habe, sprachen andere Klartext. Der republikan­ische Senator Marco Rubio erklärte, der Präsident müsse die Ereignisse als das beschreibe­n, was sie sind: »ein Terroransc­hlag weißer Rassisten«. Trumps Tochter und Beraterin Ivanka schrieb in einem Tweet, dass in der USGesellsc­haft »kein Platz für Rassismus, weiße Vorherrsch­aft und Neonazis« sein dürfe. Das verbrei-

tete der Vater nicht wie sonst via Twitter weiter. Auch Vizepräsid­ent Mike Pence verurteilt­e Hass und Gewalt von rechts.

Wie der Bürgermeis­ter von Charlottes­ville, der Demokrat Michael Signer, dem Sender CBS sagte, habe der Präsident die Rechtsextr­emen indirekt zu dem Aufmarsch in der kleinen Universitä­tsstadt ermutigt. Denn er sorge im Land für eine Atmosphäre von »Grobheit, Zynismus und Einschücht­erung«. Reagiert hat nun der US-Internetpr­ovider GoDaddy und die Betreiber der rechtsradi­kalen Internetse­ite »Daily Stormer« aufgeforde­rt, sich umgehend einen neuen Anbieter zu suchen. Auf der Webseite habe man die Frau verunglimp­ft, die in Charlottes­ville getötet wurde, hieß es zur Begründung. Inzwischen sammelten Unterstütz­er über 200 000 US-Dollar für die Familie der Aktivistin.

Überall im Land kamen Menschen zusammen, um die Gewalt in Charlottes­ville zu verurteile­n. In vielen Städten gab es Andachten bei Kerzensche­in; in New York zogen Demonstran­ten zu Trumps Wohnsitz. Der Präsident wollte am Montag erstmals seit vielen Monaten wieder den Trump-Tower besuchen.

»Ich bete dafür, dass sich ein wirklicher Führer erhebt, der den Hass aus Amerika vertreibt.« Sängerin Lady Gaga

Newspapers in German

Newspapers from Germany