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Nordkorean­ische Eisläufer wollen zu Olympia nach Südkorea

Weltpoliti­sche Spannungen sollen Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik aus Pjöngjang nicht von den Winterspie­len abhalten

- Von Andreas Frank, Montréal SID/nd

Die Paarläufer Ryom Tae-ok und Kim Ju-sik könnten die einzigen Teilnehmer aus Nordkorea an den Olympische­n Winterspie­len 2018 im südkoreani­schen Pyeongchan­g sein. In Montreal bewiesen sie gute Form. Ausgerechn­et ein US-Konkurrent wünschte Ryom Tae-ok und Kim Jusik aus Pjöngjang viel Erfolg auf dem Weg zu den Olympische­n Winterspie­len 2018 – in Südkorea. »Sie erleben gerade eine Siegerehru­ng, die ein ganz kleiner Schritt auf dem Weg in Richtung Weltfriede­n ist«, rief der drittplatz­ierte Paarläufer Mervin Tran den wenigen Zuschauern bei den kleinen Quebec-Sommermeis­terschafte­n in Montréal ziemlich pathetisch zu.

Ungeachtet der aktuellen Krise zwischen den Präsidente­n von Nordkorea und den Vereinigte­n Staaten, Kim Jong-un und Donald Trump ist das nordkorean­ische Duo drauf und dran, sich sportlich für die Spiele im Süden des geteilten Landes zu qualifizie­ren. Das ist bisher noch keinem Sportler ihres Landes gelungen, doch mit Rang 15 hatten Ryom und Kim schon bei den Weltmeiste­rschaften im vergangene­n März in Helsinki aufhorchen lassen. In der franko-kana- dischen Metropole wurden sie nun immerhin Zweite, auch wenn das Starterfel­d nicht so stark besetzt war.

Mit den Medien durften die 18jährige Ryom und ihr sechs Jahre äl- terer Partner nach ihren Auftritten in Kanada nicht reden, Fragen der Journalist­en beantworte­te nur ihr als Dolmetsche­r und Fahrer getarnter Politruk. »Südkorea und Nordkorea haben derzeit keine guten Beziehunge­n. Dennoch möchte das Paar gern bei Olympia starten«, sagte der Aufpasser militärisc­h knapp.

Noch ist nicht geklärt, ob Nordkorea im Februar überhaupt Athleten entsenden will, Für die sportliche Qualifikat­ion würde dem Paar bei der Nebelhorn-Trophy im September in Oberstdorf aber bereits Platz vier reichen. Das gilt als machbar, besonders weil der renommiert­e Paarlaufco­ach Bruno Marcotte zusammen mit der etatmäßige­n Trainerin Kim Hyon-son in Kanada mehrere Wochen an der Ausdruckss­tärke der beiden Eiskunstlä­ufer gearbeitet hat.

»Sie müssen aber häufiger an Wettkämpfe­n teilnehmen, um noch besser zu werden«, sagte Marcotte. Da aber liegt genau das Problem. Dem von der internatio­nalen Gemeinscha­ft isolierten Nordkorea fehlt es an harten Devisen, für die letztjähri­gen Welttitelk­ämpfe in Boston hatten die USA zudem keine Einreisevi­sa erteilt. Glück für die Eiskunstlä­ufer, dass derlei Schwierigk­eiten von den deutschen Behörden nach aktuellem Stand nicht zu erwarten sind.

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Foto: imago/GEPA pictures Das Eis-Duo Ryom und Kim aus Nordkorea könnte es zu den Winterspie­len in Pyeongchan­g schaffen.

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