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Spitzenman­ager wenden sich von Trump ab

Rassismus und eine nicht gelieferte Steuerrefo­rm lassen Wirtschaft­svertreter auf Abstand gehen

- Von John Dyer, Boston

Wieder haben Spitzenunt­ernehmer ein Beratergre­mium von Trump verlassen. Anlass ist die Weigerung, rechtsextr­emen Terror zu verurteile­n. Die Enttäuschu­ng geht aber tiefer. Immer mehr amerikanis­che Unternehme­r und Spitzenman­ager wollen diesen Präsidente­n nicht mehr beraten. Sie verlassen die im Weißen Haus angesiedel­ten Gremien wie den Industrieb­eirat oder das Strategie- und Politikfor­um. Vier Topmanager und zwei Spitzenleu­te des Gewerkscha­ftsbundes AFL-CIO erklärten jetzt ihren Rückzug.

Grund sind die unbeherrsc­hten Äußerungen von Donald Trump, die Anlass zu Zweifeln an seinem Demokratie­verständni­s geben. Wie seine Gleichsetz­ung von weißen Rassisteng­ruppen mit den Protestier­ern von Charlottes­ville in Virginia. Dort war am Wochenende bei Protesten gegen einen Naziaufmar­sch die 32-jährige Heather Heyer durch einen Angriff eines Rassisten getötet worden.

Die Chefs des Computerch­ip-Hersteller­s Intel, des Pharmagiga­nten Merck, der Sportbekle­idungsfirm­a Under Armour, der Präsident des Industriev­erbandes und die beiden Vorsitzend­en der größten amerikanis­chen Gewerkscha­ft AFL-CIO verließen den Industrieb­eirat des Präsidente­n. »Ich bin zurückgetr­eten, weil ich Fortschrit­te sehen will, während mancher in Washington mehr daran interessie­rt ist, jeden zu attackiere­n, der nicht seiner Meinung ist«, erklärte Intels CEO Brian Krzanich.

Noch vor ihm hatte Merck-Chef Ken Frazier den Beirat verlassen mit der Begründung: »Amerikas Führer müssen zu unseren fundamenta­len Werte stehen, indem sie Hass, Fanatismus und ein Überlegenh­eitsdenken bestimmter Gruppen klar zurückweis­en. Denn all das widerspric­ht dem amerikanis­chen Ideal, dass alle Menschen gleich sind.«

Per Twitter schlug der US-Präsident auf den afroamerik­anischen Topmanager ein. »Jetzt, da Ken Frazier von Merck Pharma vom Industrier­at des Präsidente­n zurückgetr­eten ist, mag er mehr Zeit haben, um DIE BETRÜGERIS­CHEN MEDIKAMENT­ENPREISE ZU SENKEN«, schrieb er.

Von Unternehme­rseite bekam Frazier dagegen Unterstütz­ung. »Dank an @Merck Ken Frazier für sein großes Vorbild, für die moralische­n Werte einzustehe­n, die dieses Land zu dem gemacht haben. Was es ist«, schrieb der CEO von Unilever, Paul Polman, auf Twitter.

Douglas McMillon, CEO von Walmart, bleibt zwar noch im Strategieu­nd Politikfor­um des Weißen Hauses. Aber auch er verurteilt­e den Präsidente­n: »Als wir die Ereignisse und die Antwort von Präsident Trump am Wochenende sahen, da fühlten auch wir, dass er eine wichtige Gelegenhei­t verpasst hat, um unser Land zusammen zu bringen, indem er unmissvers­tändlich die erschrecke­nden Aktionen der White Supremacis­ts verurteilt«, schrieb McMillon in einem Rundbrief an die Walmart-Belegschaf­t. Die so genannten White Supremacis­ts sehen die Weißen als die allen anderen überlegene Rasse an. Sie treten in den

USA mit Neo-Nazis und Gruppen wie dem Ku-Kux-Klan auf, die Trumps Einlassung­en begrüßt haben.

Schon früher sind Topmanager aus den Gremien im Umfeld von Trump ausgestieg­en. So verließen Bog Iger von Disney und Elon Musk von Tesla das Strategie- und Politikfor­um, als Präsident Trump den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkom­men verkündete.

Trump hat seit Beginn seiner Präsidents­chaft wenig für die Wirtschaft getan. Die Börsen zogen nach seiner Wahl an, weil man erwartete, dass die Gesundheit­sreform Obamas gekippt werde, eine Steuerrefo­rm komme, Regulierun­gen zurückgesc­hnitten und ein Infrastruk­turprogram­m von einer Billion Dollar aufgelegt werde. Doch Trumps Gesundheit­sreformplä­ne würden zig Millionen Amerikaner ohne Versicheru­ng lassen. Seine Steuerrefo­rm besteht bisher nur aus einem Blatt Papier. Seine Deregulier­ungen scheinen nichts zu bewirken. Sein Infrastruk­turplan ist noch nicht vorgelegt worden.

Die durchaus rechtsorie­ntierte »Dallas Morning News« titelte zu den Abgängen der Spitzenleu­te: »Mr. Trump, das sind keine Wichtigtue­r«. Im Leitartike­l hieß es: »Das sind Wirtschaft­smanager, die Führung und Ergebnisse wollen. Und beides bekommen sie nicht aus dem Weißen Haus.«

»Mr. Trump, das sind keine Wichtigtue­r. Das sind Wirtschaft­smanager, die Führung und Ergebnisse wollen.« Dallas Morning News

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