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Deutlich mehr Fipronil-Eier im Umlauf

Auch Ungarn betroffen

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Berlin. Das Ausmaß des FipronilSk­andals ist womöglich deutlich größer als bekannt. Wie die »Neue Osnabrücke­r Zeitung« am Mittwoch unter Berufung auf das niedersäch­sische Landwirtsc­haftsminis­terium berichtete, wurden allein in dieses Bundesland mehr als 28 Millionen Eier geliefert, die möglicherw­eise mit dem Insektizid belastet sind. Die Bundesregi­erung hatte zuletzt von bis zu 10,7 Millionen möglichen Fipronil-Eiern in Deutschlan­d gesprochen.

Die Zeitung berief sich auf eine Auswertung des niedersäch­sischen Landwirtsc­haftsminis­teriums auf Basis der Daten im EUSchnellw­arnsystem. Demnach erfolgten Rückrufe zu allen betroffene­n Chargen. Aus Niedersach­sen wurden den Angaben zufolge wiederum knapp 17 Millionen Fipronil-Eier nach außerhalb geliefert. Sie stammten demnach aus Verdachtsb­etrieben in den Niederland­en sowie aus den insgesamt vier Legehennen­betrieben in dem Bundesland, in denen das Insektizid nachgewies­en wurde.

Der niedersäch­sische Landwirtsc­haftsminis­ter Christian Meyer (Grüne) sagte der »NOZ«, der Bund hätte ebenso wie sein Ministeriu­m das EU-Schnellwar­nsystem konsultier­en können. Er warf Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) vor, den Skandal herunterzu­spielen.

Scharfe Kritik an Schmidt übten die Grünen auch auf Bundeseben­e. Dass nun die Zahl von 28 Millionen möglicherw­eise belasteten Eiern bekannt werde, sei ein »Armutszeug­nis« für die Informatio­nspolitik von Schmidt, erklärte Spitzenkan­didatin Katrin GöringEcka­rdt. Nötig seien der Aufbau eines engmaschig­eren Kontrollne­tzes in Deutschlan­d und der EU sowie eine EU-Task-Force, um den »illegalen Machenscha­ften schnell ein Ende zu bereiten«.

Der Skandal hat seinen Ursprung in Belgien und den Niederland­en. Die belgische Firma Poultry-Vision lieferte ein mit der Chemikalie Fipronil gepanschte­s Desinfekti­onsmittel an die niederländ­ische Reinigungs­firma Chickfrien­d, die es dann offenbar in Legehennen­ställen einsetzte.

Derzeit sind 17 europäisch­e Länder von dem Skandal betroffen, am Dienstag kam Ungarn hinzu. Wie die Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it des Landes mitteilte, wurden Tiefkühlge­richte asiatische­r Art zurückgeru­fen, in denen möglicherw­eise belastete Eier verarbeite­t worden sind. Sie wurden demnach von einer ungarische­n Firma aus Deutschlan­d angeliefer­t.

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