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Startbahn für die Zukunft

Bis zu 25 000 Wohnungen können nicht gebaut werden, wenn der Airport Tegel offen bleibt

- Von Nicolas Šustr

Ein dreistelli­ger Millionenb­etrag ist in die Vorbereitu­ngen zur Nachnutzun­g des Flughafen Tegels als Standort für Wohnen, Gewerbe und Forschung geflossen. Die Planungen sind weit vorangesch­ritten.

»Das sind 500 Hektar Fläche«, sagt Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE) und macht am Rande der Tegeler Startbahn eine ausladende Armbewegun­g. »Wenn man sich vorstellt, dass das Tempelhofe­r Feld ungefähr 300 Hektar misst, ist das sehr viel Entwicklun­gsfläche«, sagt die Senatorin. Dann muss sie eine Pause machen. Ein Flugzeug im Landeanflu­g übertönt mit seinem Dröhnen alles andere.

Wenn in Tegel irgendwann nach der Eröffnung des neuen Hauptstadt­flughafens BER keine Flugzeuge mehr starten und landen werden, sollen auf dem Gelände 5000 Wohnungen, Industrie- und Gewerbeflä­chen entstehen. Das ikonische Terminalge­bäude soll dann die Beuth-Hochschule beherberge­n. Vielleicht wird auch die Berlin-Brandenbur­gische Feuerwehra­kademie in zwei Hangars unterkomme­n. »Rund die Hälfte der Fläche soll bebaut werden, die andere Hälfte bleibt grün«, sagt Lompscher.

»2018« steht auf der ersten Skizze, die Lompscher hochhält. In dem Jahr sollten eigentlich die Arbeiten für die zukünftige Nutzung des Areals beginnen. »Das Jahr denken wir uns weg, aber der zeitliche Ablauf bleibt gleich«, sagt die Senatorin in Hinblick auf die Dauerbaust­elle Flughafen BER, für die noch kein verbindlic­hes Datum für die Fertigstel­lung vorliegt. Vier Jahre nach Schließung des Flugbetrie­bs soll die Beuth-Hochschule Terminal A beziehen. Ein Jahr später soll es beim Innovation­spark Urban Tech Republic soweit sein. »Bis das Wohngebiet Schumacher­quartier fertig ist, wird es noch ein bisschen länger dauern.

Seit 2009 plant die Tegel Projekt GmbH die Zukunft des Geländes. 15 bis 20 Millionen Euro werden Jahr für Jahr dafür bereitgest­ellt. »Es ist verrückt, dass die CDU nun dieses Geld in den Wind schießen will«, sagt Lompscher. Dabei habe die Partei erst 2016 mehr Mittel gefordert. »Die Grobplanun­gen sind abgeschlos­sen. Meine Mitarbeite­r sitzen auf glühenden Kohlen, sie wollen loslegen mit der Realisieru­ng«, sagt die Senatorin.

»Es wäre eine Versündigu­ng an den nachfolgen­den Generation­en, wenn man diese Chance nicht nutzt«, sagt LINKEN-Landesvors­itzende Katina Schubert in Hinblick auf den am 24. September anstehende­n Volksentsc­heid. Dessen Initiatore­n wollen eine Offenhaltu­ng Tegels über die Er- öffnung des Hauptstadt­airports BER hinaus. »15 000 bis 25 000 Wohnungen werden nicht gebaut werden können, wenn Tegel nicht geschlosse­n werden wird«, erklärt Schubert. Dabei geht es um Flächen unter anderem in Pankow und Spandau. Aber auch im direkten Umfeld des Flug- hafens wurde ein Neubaupote­nzial von 4000 Wohnungen ausgemacht.

Katrin Lompscher hat auch eine gute Nachricht für Reinickend­orfer Mieter, die sich sorgen, dass ihre Wohnungen schnell teurer werden, sobald der Fluglärm Geschichte ist: Reinickend­orf-Ost soll demnächst als Milieuschu­tzgebiet ausgewiese­n werden. »Überrascht« habe sie diese Mitteilung aus dem Bezirksamt Reinickend­orf, das bisher dem Milieuschu­tz sehr skeptisch gegenübers­tand. Für Reinickend­orf-Mitte soll dies erst nach Einstellun­g des Flugbetrie­bs angegangen werden. »Das sehe ich kritisch«, so Lompscher. Das Beispiel Neukölln habe gezeigt, dass es dann eigentlich schon zu spät sei. »Wir können den Bezirk auch anweisen, den Milieuschu­tz zu prüfen«, erklärt sie.

»Wir können doch nicht beim Wachstum nur auf der Tourismusb­ranche setzen«, sagt Klaus Dietrich von der Initiative »Tegel endlich schließen!«. Es brauche auch Industrie. Und natürlich gehe es auch darum, hunderttau­sende Berliner vom Fluglärm zu entlasten.

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Foto: nd/Nicolas Šustr Freie Fahrt für Wohnen und Gewerbe wünscht sich der Senat nach der Schließung des Flughafens.
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Foto: dpa/Britta Pedersen Udo Wolf und Katrin Lompscher haben den Überblick.

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