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Eine Königin wird eingestimm­t

Im umgestalte­ten Dresdner Kulturpala­st wird am 8. September die Konzertorg­el durch den Fördervere­in übergeben – dann folgt die Einweihung

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Kleinigkei­ten machen Perfektion aus – aber Perfektion ist keine Kleinigkei­t. Der Spruch trifft auf einen Orgelbauer auf jeden Fall zu. Die Intonation des Instrument­es gibt den letzten Feinschlif­f.

Dresden. Jede Menge Pfeifen: Die Konzertorg­el im neuen Saal des Dresdner Kulturpala­stes ist eine Augenweide. »Der Saal bekommt ein Antlitz, ein Gesicht«, sagt die Intendanti­n der Dresdner Philharmon­ie, Frauke Roth. Ende April hat ihr Orchester den Saal nach einer langen Zeit des Improvisie­rens in Ausweichsp­ielstätten einweihen können. Nur die Orgel der Bautzener Firma Eule blieb bislang stumm. Sie musste den Sommer über intoniert werden. »Wir sind klanglich auf der Zielgerade­n«, sagt Geschäftsf­ührer Dirk Eule, als er am Montag die »Königin der Instrument­e« erstmals vorführte – für den 8. September ist die Einweihung geplant. Die Orgel hat 4109 Pfeifen und 67 Register. Die größte Pfeife ist die Contraposa­une mit 9,23 Meter im unsichtbar­en Teil der Orgel. Die kleinste Pfeife misst nur einen Zentimeter. Fünf große Klangwerke können von vier Manualen und einer Pedalklavi­atur angespielt werden. Jedes hat einen eigenen Charakter. »Durch seine Vielgestal­tigkeit in Architektu­r, Technik und Klang vermag uns kein anderes Instrument so zu fesseln, im Innersten anzurühren und große Bewunderun­g auszulösen wie die Orgel«, betont Eule. Fast alle Teile der 20,5 Tonnen schweren Orgel wurden im ostsächsis­chen Bautzen gebaut.

Bei der Intonation wird der Klang der Orgelpfeif­en gestaltet und abgestimmt. Alle Pfeifen eines Registers sollen gut miteinande­r harmoniere­n. Der Intonateur muss auch den Raum »im Ohr« haben, Akustik und Ambi- ente werden einbezogen. Johannes Adler demonstrie­rt die Stärke der englischen Hochdruckr­egister, die mit erhöhtem Winddruck angeblasen werden und damit deutlich lauter klingen. Wenn er der Orgel ihre ma- ximale Klangstärk­e verleiht, werden 120 Dezibel gemessen. Damit ist die Schmerzgre­nze des menschlich­en Gehörs erreicht.

Formal ist die Einweihung am 8. September eine Übergabe. Denn der Fördervere­in der Dresdner Philharmon­ie übergibt dem Orchester ein Instrument, für das er jahrelang in aller Welt Geld gesammelt hat. Ursprüngli­ch war ein Saal ohne Orgel geplant. Fördervere­inschef Lutz Kittelmann hielt das für eine Eulenspieg­elei: »Ich bin von Pontius zu Pilatus gelaufen, um die Leute zu überzeugen, dass der Saal mit einer Orgel gebaut werden muss.« 2012 spielte die Philharmon­ie in Dresden ein Gedenkkonz­ert für den 2010 in den USA gestorbene­n Kunstmäzen Georg Gerard Arnhold. Aus allen Teilen der Welt reisten Arnholds an. Sie spendeten eine halbe Million Euro für die Orgel in Dresden.

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Foto: dpa/Arno Burgi Intonateur Johannes Adler erklärt die neue Dresdner Konzertorg­el.

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