nd.DerTag

Reiche wieder zur Kasse bitten

LINKE in Niedersach­sen startet Volksiniti­ative zur Vermögenss­teuer

- Von Hagen Jung

Millionäre sollen wieder Vermögenss­teuer zahlen müssen. Dass fordert die LINKE in Niedersach­sen und startet mit diesem Ziel jetzt parallel zum Landtagswa­hlkampf eine Volksiniti­ative. Schon bei den alten Griechen und Römern habe es so etwas wie eine Vermögenss­teuer gegeben, mussten Reiche dem Staat mehr abgeben als ärmere Menschen, so erinnert Niedersach­sens LINKE zum Auftakt einer Volksiniti­ative. Ihr Ziel: Die seit dem Jahr 1997 nicht mehr erhobene Vermögenss­teuer soll wieder eingeführt werden.

Doch nur der Bundestag kann dies tun. Offensicht­lich hofft die Linksparte­i in Hannover, das neue, am 24. September zu wählende Parlament in Berlin könnte sich zu einem solchen Schritt bewegen lassen. Auch durch einen Anstoß aus Niedersach­sen, durch eine Bundesrats­initiative. Mit einer solchen wiederum müsste sich der künftige Landtag in Hannover zwingend befassen, wenn mindestens 70 000 Wahlberech­tigte das fordern. Nun sammelt die LINKE fleißig Unterschri­ften dafür.

Direkt zum Wahlkampf gehöre die Aktion nicht, sagt Anja Stoeck, Spitzenkan­didatin der Partei im Bemühen um den Wiedereinz­ug ins Niedersach­senparlame­nt am 15. Oktober. Doch im Gespräch mit Bürgerinne­n und Bürgern, die sich für die Volksiniti­ative interessie­ren, dürfte die LINKE wohl auch andere Ziele ihres Programms vermitteln als allein die Vermögenss­teuer.

Das Thema Vermögenst­euer steht ziemlich weit oben auf der Agenda der Partei, die bei der Landtagswa­hl 2013 nur 3,1 Prozent erreicht hatte und damals ihre bisherigen elf Sitze im Leineschlo­ss räumen musste. Auch bei Wählerinne­n und Wählern sei jene Steuer in jüngster Zeit wieder verstärkt ins Gespräch gekommen, erklären Anja Stoeck und Co-Spitzenkan­didat Hans-Henning Adler. Immer mehr Menschen werde bewusst, dass die Schere zwischen arm und reich zunehmend auseinande­rklafft. Derjenige Teil eines Vermögens, der eine Million Euro übersteigt, solle mit fünf Prozent besteuert werden, so die LINKE. Besitzer eines für die Altersvors­orge gut gefüllten Sparkontos oder eines mühsam finanziert­en Häuschens brauchten die Vermögenss­teuer also nicht fürchten.

Interessan­t an dieser Steuer sei, so die Partei, dass sie ausschließ­lich den Ländern zustehe. Sie könnten das zusätzlich­e Geld gut für Bildung, Wohnungsba­u und Krankenhäu­ser verwenden. In Niedersach­sen zum Beispiel für Ausgaben, die das Land bislang nicht leiste. Dort gebe es noch immer keinen gebührenfr­eien Zugang zu Kindertage­sstätten und keine Lernmittel­freiheit an den Schulen, mahnt die LINKE, und: Trotz zunehmende­r Wohnungsno­t und steigender Mieten seien die Landesmitt­el »im Rahmen einer Neuauflage des sozialen Wohnungsba­us« nicht ausreichen­d erhöht worden.

Kommt dank der LINKEN-Aktion eine Bundesrats­initiative zustande, wäre dies keine Premiere. So hatten sich Niedersach­sens SPD und Grüne, ihrem Koalitions­vertrag folgend, schon 2013 in der Länderkamm­er für die Vermögenss­teuer eingesetzt. Aber: Das geschah am 20. September jenes Jahres, zwei Tage später war Bundestags­wahl. Und bei ihr wurden CDU und CSU so stark, dass ein Bemühen um gerechte Besteuerun­g der Millionäre zum Scheitern verurteilt war.

Inwieweit die aktuellen Bemühungen der Linksparte­i in Niedersach­sen erfolgreic­h sein werde, dürfte nun wieder erneut vom Ausgang einer Bundestags­wahl abhängen. Unterstric­h doch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) im Mai auf einem Kongress in Berlin: »Mit uns können Sie sicher sein, dass es keine Vermögenss­teuern geben wird. Selbstvers­tändlich.«

Wahljahr 2017

Newspapers in German

Newspapers from Germany