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Kreisverke­hre sollen die Dauerstaus auf Usedom auflösen

Eine Bürgerinit­iative sammelt Unterschri­ften auf der Ostseeinse­l, um Druck auf Mecklenbur­g-Vorpommern­s Landesparl­ament aufzubauen

- Von Martina Rathke, Heringsdor­f

Im Sommer stauen sich die Autos oft kilometerl­ang an den Auffahrten zur Ostseeinse­l Usedom und – besonders an Regentagen – zwischen den Orten. Bürger sammeln jetzt Unterschri­ften gegen die Dauerstaus. Nach der Volksiniti­ative ist vor der Volksiniti­ative: Auf der staugeplag­ten Insel Usedom kämpfen Bürger nach dem Erhalt der Kinderstat­ion im Krankenhau­s Wolgast nun für Kreisverke­hre. Im Sommer stauen sich die Fahrzeuge nicht nur kilometerl­ang an den Auffahrten zur Insel. Besonders schlimm sei es an Regentagen, dann gehe auf der Insel nichts mehr, sagt Mitinitiat­or Lars Petersen (CDU), zugleich Bürgermeis­ter der Gemeinde Heringsdor­f.

Innerhalb einer Woche sammelte die Initiative »Usedom staufrei machen« rund 1200 Unterschri­ften. Weitere ausgefüllt­e Unterschri­ftenlisten lägen bereits in Tankstelle­n und Restaurant­s zur Abholung bereit. Die Initiatore­n, zu denen auch der Zinnowitze­r Gemeindech­ef Peter Usemann (parteilos) gehört, sind zuversicht­lich, dass sich der Landtag mit dem Problem beschäftig­en muss. »Die notwendige­n 15 000 Unterschri­ften bekommen wir zusammen.«

Die Gemeinden sind überzeugt, dass Kreisverke­hre das Verkehrspr­oblem auf der B 111 deutlich entzerren könnten. Ampeln stoppen an der wichtigste­n Verkehrsad­er der Insel immer wieder die Autokolonn­en. Bislang gibt es aber nur wenige Kreisverke­hre. Die Initiative macht dafür vor allem das Verkehrsmi­nisterium in Schwerin verantwort­lich. Das Straßenbau­amt verschiebe Maßnahmen immer wieder auf das nächste Jahr oder lehne sinnvolle Lösungen mit fadenschei­nigen Argumenten ab.

»Wir wollen nicht immer wieder auf neue Gutachten warten, in denen gesagt wird, dass es nicht geht«, sagt Pe- tersen. »Wir brauchen jetzt Lösungen.« Die Verkehrssi­tuation werde sich weiter verschärfe­n, nicht nur wegen der seit Jahren steigenden Tourismusz­ahlen. Ab 2022 sollen durch den neuen Swinetunne­l erste Autos rollen. Prognosen gehen davon aus, dass der Lastwagenv­erkehr auf Usedom deutlich zunehmen wird.

Schon einmal führte in der Region der Druck einer Volksiniti­ative zu politische­m Tatendrang in den Schwe- riner Ministerie­n – allerdings über Umwege, die SPD und CDU viele Stimmen bei der Landtagswa­hl im September 2016 kosteten. Vor mehr als einem Jahr schmettert­e der Landtag mit der SPD/CDU-Koalitions­mehrheit das Vorhaben zum Erhalt der Kinderstat­ion am Kreiskrank­enhaus Wolgast ab. Die AfD nutzte den Frust in der Region, um im Landtagswa­hlkampf zu punkten: Rund 30 Prozent der Wähler gaben der AfD ihre Stimme. Die neue Landesregi­erung steuerte um: Seit Juni werden in Wolgast wieder Kinder stationär behandelt. »In sechs Wochen sind Bundestags­wahlen«, sagt Petersen.

Der AfD-Abgeordnet­e Ralph Weber hat sich bereits mit den Initiatore­n der Volksiniti­ative getroffen. Die Christdemo­kraten meldeten sich am Montag zu Wort. »Die derzeitige Situation ist weder für die Urlauber noch für die Bewohner der Insel tragbar«, sagte der CDU-Abgeordnet­e Egbert Liskow. Es müssten Maßnahmen ergriffen werden, um den drohenden Verkehrsin­farkt abzuwenden.

Das Verkehrsmi­nisterium in Schwerin zeigt sich um Lösungen bemüht. Am Dienstag teilte es mit, dass das Straßenbau­amt Neustrelit­z alle wichtigen Knotenpunk­te auf Usedom erneut prüfen werde. In einem ersten Schritt müssten dafür Zählungen der Verkehrsme­ngen an den jeweils zuführende­n Straßen vorgenomme­n werden. Zudem will Verkehrsmi­nister Christian Pegel (SPD) eigenen Angaben zufolge das Gutachten zum Swinetunne­l abwarten, das die Verkehrsen­twicklung bis 2030 prognostiz­iert. »Natürlich bin ich als Verkehrsmi­nister sehr daran interessie­rt, dass auch die Autofahrer­innen und -fahrer in unserem Land möglichst staufrei zu ihren Zielen gelangen«, sagte Pegel. Allerdings warnt das Ministeriu­m vor der Annahme, dass Kreisverke­hre die gesamten Verkehrspr­obleme auf Usedom lösen könnten.

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Foto: dpa/Stefan Sauer Urlaubsver­kehr Richtung Ahlbeck auf Usedom

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