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Bulgarien schickt Soldaten an die Grenze

Verteidigu­ngsministe­r plant Einsatz von bewaffnete­n Truppen gegen Migranten

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Bulgarien will – ähnlich wie Österreich – verstärkt Soldaten einsetzen, um gegen illegale Migration vorzugehen.

Sofia/Wien. Bulgarien will im Kampf gegen Migration den Schutz seiner Grenze zur Türkei massiv ausbauen. »Zur Stärkung unseres Grenzschut­zes werden wir künftig verstärkt das Militär einsetzen«, sagte der bulgarisch­e Verteidigu­ngsministe­r und Vizeregier­ungschef Krassimir Karakatsch­anow der »Welt«. Insgesamt sollen demnach bis zu 600 Soldaten eingesetzt werden.

Die bulgarisch-türkische Grenze solle in fünf Zonen eingeteilt werden, sagte Karakatsch­anow. »In jede dieser Zonen werden wir jeweils eine bewaffnete Truppe in Kompaniest­ärke schicken, die den entspreche­nden Grenzabsch­nitt bewachen soll.« Auch hoch spezialisi­erte Kampftrupp­en sollen dabei sein. Karakatsch­anow gehört zum nationa- listischen Koalitions­partner Vereinigte Patrioten.

Die 259 Kilometer lange bulgarisch­e EU-Außengrenz­e zur Türkei wird durch Zäune mit Stacheldra­ht geschützt. In Bulgarien sind auch Beamte der europäisch­en Grenzschut­zagentur Frontex eingesetzt.

Das bulgarisch­e Parlament hatte Anfang 2016 den Einsatz des Militärs an den Grenzen des Landes erlaubt. Nach der Schließung der Balkanrout­e hatte das etwas abseits gelegene Bulgarien seinen Grenzschut­z durch Soldaten verstärkt, damit durch das Land keine neuen Flüchtling­swege entstehen.

In diesem Jahr ist die Zahl der Migranten, die illegal von der Türkei nach Bulgarien gelangten, stark geschrumpf­t. Im ersten Halbjahr 2017 wurden nach Angaben des bulgarisch­en Innenminis­teriums lediglich 1461 Menschen wegen illegalen Grenzübert­ritts festgehalt­en, dies sei oft im Landesinne­ren geschehen.

Auch im österreich­ischen Bundesland Tirol wird die Polizei im Kampf gegen illegale Migration von Soldaten unterstütz­t. 70 Armeeangeh­örige würden ab sofort bei Zugund Schwerpunk­tkontrolle­n im Hinterland des österreich­isch-italienisc­hen Grenzpasse­s Brenner eingesetzt, teilten die Behörden mit. Im Juli seien deutlich mehr illegal eingereist­e Migranten in Güterzügen entdeckt worden, sagte Landespoli­zeidirekto­r Helmut Tomac. Derzeit würden rund 700 bis 1000 Migranten pro Monat in Tirol aufgegriff­en. »Es gilt, nicht nur illegaler Migration vorzubeuge­n, sondern vor allem Menschenle­ben zu retten«, sagte Tomac.

Österreich vertraue weiter darauf, dass Italien die Situation im Griff hat und Migranten nicht über den Brenner weiterreis­en lasse, hieß es. Prinzipiel­l seien für den Einsatz am Brenner in Österreich aber insgesamt 750 Soldaten verfügbar. Im Falle einer Alarmierun­g soll die Truppe binnen drei Tagen voll einsatzfäh­ig sein.

In Ungarn stehen die regulären Streitkräf­te seit September 2015 an den Südgrenzen zu Serbien und Kroatien im Einsatz gegen Flüchtling­e. Ungarn liegt an der sogenannte­n Balkanrout­e, die durch das EU-Türkei-Abkommen, das im März 2016 in Kraft trat, weitgehend – aber nicht ganz – dicht ist.

In Tschechien hielten Armee und Polizei bereits mehrfach gemeinsame Übungen zur Grenzsiche­rung gegen Migranten ab. Die erste fand im September 2015 an der Grenze zu Österreich statt, die jüngste im März an der Grenze zu Polen. Einen regulären Einsatz gab es noch nicht, auch weil die Flüchtling­srouten an Tschechien vorbeiführ­en. Im vorigen Jahr wurden nach Behördenan­gaben 5261 Ausländer ohne Papiere aufgegriff­en, gut 3000 weniger als noch im Jahr 2015.

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