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Venezuela wehrt sich gegen deutsche Kritik

Caracas wirft Berlin Einmischun­g in innere Angelegenh­eiten vor / Gefängnisr­evolte mit 37 Toten in Puerto Ayacucho

- Ren/nd

Nach Kritik aus Deutschlan­d hat Venezuela der Berliner Regierung eine unzulässig­en Einmischun­g in innere Angelegenh­eiten vorgeworfe­n.

Caracas. Angesichts der Krisenlage in Venezuela warnt die Führung von Staatschef Nicolás Maduro die Bundesregi­erung mit scharfen Worten vor Einmischun­g. Der Deutsche Botschafte­r Stefan Andreas Herzberg wurde zu Außenminis­ter Jorge Arreaza zitiert und bekam eine Protestnot­e überreicht, nachdem sich Regierungs­sprecher Steffen Seibert kritisch zur Situation in dem zerrüttete­n Staat geäußert hatte. »Weder Deutschlan­d noch ein anderes Land der Welt haben das Recht, sich in die inneren Angelegenh­eiten Venezuelas einzumisch­en«, sagte Arreaza.

Er bezog sich auf Äußerungen von Seibert in der Regierungs­pressekonf­erenz am Montag. »Wir wollen und brauchen eine friedliche Rückkehr zur demokratis­chen Ordnung« in Venezuela, hatte der Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betont. Es müsse Schluss sein »mit willkürlic­hen Verhaftung­en und exzessiver Gewalt gegen Regierungs­gegner«. Seibert sprach von einer faktischen Entmachtun­g des Parlaments und forderte Schutzgara­ntien für die abgesetzte Generalsta­atsanwälti­n Luisa Ortega, die Maduro den Umbau des Staates zu einer Diktatur vorgeworfe­n hatte.

Wenige Stunden nach Überreiche­n der Protestnot­e durchsucht­e der Geheimdien­st die Wohnung von Luisa Ortega und beschlagna­hmte unter anderem Computer. Ihr Ehemann, der Abgeordnet­e Germán Ferrer, wird vom neuen Generalsta­atsanwalt, dem linientreu­en Tarek William Saab, beschuldig­t, an der Spitze eines Korruption­snetzwerk zu stehen und Geld auf Konten im Ausland geparkt zu haben. Die Aufhebung von Ferrers Immunität wurde beantragt. »Das ist eine Rache dieser Regierung, weil wir gegen den Totalitari­smus kämpfen, der in Venezuela herrscht«, erklärte Ortega auf Twitter. Die 59-Jährige darf das Land vorerst nicht verlassen.

Die Präsidenti­n der »Volksversa­mmlung«, Delcy Rodríguez, teilte mit, es würden Ermittlung­en eingeleite­t gegen den Präsidente­n des bisherigen Parlaments, Julio Borges, und den Vizepräsid­enten, Freddy Guevara, wegen des Verdachts, für die Gewalt bei den Protesten gegen Maduro verantwort­lich zu sein. Ihnen drohen lange Haftstrafe­n.

Unterdesse­n sind bei einem Gefängnisa­ufstand mindestens 37 Menschen getötet worden. Die General- staatsanwa­ltschaft erklärte am Mittwoch (Ortszeit), sie habe eine Untersuchu­ng der blutigen Ereignisse in der Stadt Puerto Ayacucho im Grenzgebie­t zu Brasilien und Kolumbien angeordnet. Hilfsorgan­isationen gaben an, dass alle Getöteten Gefangene gewesen seien. Nach offizielle­n Angaben wurden zudem 14 Sicherheit­skräfte und vier Insassen verletzt. Zu der Eskalation kam es am Mittwoch (Ortszeit), als das Gefängnis von Polizei- und Militärein­heiten gestürmt wurde, um den Inhaftiert­en Waffen abzunehmen, die dort hineingesc­hmuggelt worden waren.

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