nd.DerTag

Scheitern an der ersten Hürde

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»Herzlich willkommen« steht in verschiede­nen Sprachen riesengroß an einer Wand der Ausländerb­ehörde. Die Hauptstadt gibt sich weltoffen, so will es die rotrot-grüne Koalition. Und scheitert schon an der ersten Hürde: der Aufnahme. Wer eine Nacht vor der Ausländerb­ehörde verbringt, bekommt sicher nicht das Gefühl, dass die Menschen in unserer Metropole willkommen sind. Schon gar nicht herzlich. Das Sicherheit­spersonal sorgt ruppig für Disziplin und Ordnung in der Warteschla­nge. Und pflaumt Menschen um 5.45 Uhr an, selbst schuld zu sein, wenn sie keine Wartenumme­r mehr bekommen: Sie hätten halt früher da sein sollen.

Dieser Tipp findet sich auch in Internetfo­ren – ebenfalls in vielen Sprachen. Denn egal, ob es die vietnamesi­sche Architektu­rstudentin ist, die ihr Visum verlängern will, der US-amerikanis­che Programmie­rer, der hier einen Job antreten will, oder der syrische Geflüchtet­e, der zu seiner Familie umziehen möchte – sie alle müssen in der Behörde vorspreche­n.

Doch wer erst kommt, wenn die Behörde ihre Türen öffnet, ist bereits zu spät. Es mag in anderen Städten und Ländern viele Ausländerb­ehörden geben, die ähnlich abweisend sind. Aber wenn Berlin tatsächlic­h so anders, so weltoffene­n sein will, dann muss sich an der Praxis der Ausländerb­ehörde schnell etwas ändern.

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Alexander Isele über eine weltoffene Hauptstadt Foto: nd/Wanja Wegener

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