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Kunst und Funktional­ität des Tons treffen sich in Römhild

Am Samstag beginnt der jährliche Thüringer Keramikmar­kt / Das Kunsthandw­erk hat hier jahrhunder­tealte Tradition

- Von Danuta Schmidt, Römhild

Die internatio­nal anerkannte Keramikhoc­hburg Römhild lädt zum jährlichen Keramikmar­kt. Auch das zu DDR-Zeiten begonnen Internatio­nale Keramiksym­posium wurde wiederbele­bt. Vor der landschaft­lichen Kulisse der Gleichberg­e liegt die um 1300 gegründete Südthüring­er Kleinstadt Römhild. Ihr Stadtbild ist geprägt durch die imposante Stiftskirc­he und das Schloss Glücksburg. Jedes Jahr am 3. Augustwoch­enende findet hier der Thüringer Keramikmar­kt statt.

Doch nicht nur der jährliche Keramikmar­kt zeigt zeitgenöss­ische Entwicklun­gen dieser traditione­llen Kunsthandw­erks- und Kunstform. Für Römhilds Bekannthei­tsgrad sorgt die jahrhunder­tealte Geschichte und Kultur des Töpferhand­werks sowie ein regelmäßig stattfinde­ndes Keramiksym­posium, dessen künstleris­che Ergebnisse im Schlossmus­eum zu sehen sind.

Bereits zu keltischer Zeit wurde hier Ton verarbeite­t. Der noch heute produziere­nde Töpferhof Gramann eröffnete 1720 eine Töpferei in Römhild. Später brachte der Bildhauer Karl Gramann auch die künstleris­chen Potenziale des Tons mit ein. Nicht nur das Funktional­e, auch das Schöne spielte in der Handwerksk­unst eine Rolle. Zu DDR-Zeiten verstaatli­cht, arbeiteten in der mittlerwei­le größten Handtöpfer­ei Europas 60 Freihanddr­eher sowie etwa 60 Keramikmal­er. Durch das freie Formen an der Drehscheib­e und den individuel­len Charakter des Bemalens entstanden nicht nur industriel­le Serien, sondern auch künstleris­ch gestaltete Unikate. Viele davon waren für den Export bestimmt.

1975 trafen sich auf dem Töpferhof – organisier­t von Siegfried Gramann und einigen anderen Thüringer Keramik-Experten unter anderem aus Weimar – erstmals Keramiker aus aller Welt zum Internatio­nalen Keramiksym­posium in Römhild. »Das Töpferhand­werk hat in Thüringen eine sehr lange Tradition. Auch die Tatsache, dass hier viel für das Ausland produziert wurde, ließ den Gedanken eines Internatio­nalen Symposiums mit Künstlern aus aller Welt damals reifen« resümiert Manuela Spittel vom Töpferhof.

Unter staatlich organisier­ter Aufsicht wurden dann alle drei Jahre solche Keramiksym­posien organisier­t, an denen insgesamt 160 Künstler aus über 29 Ländern teilnahmen. Durch die Wiedervere­inigung fehlten Organisati­onsstruktu­r und die finanziell­e Basis. 1993 fand das letzte Symposium statt.

Im April 2007 gründete sich der Fördervere­in des Internatio­nalen Keramiksym­posiums Römhild e.V., um gemeinsam mit der Stadt Römhild, dem Landkreis Hildburgha­usen und dem Land Thüringen, das Symposium nach 15 Jahren unter dem Titel »Phönix aus der Asche« 2008 wieder auferstehe­n zu lassen.

Die Ausstellun­g »Keramik Internatio­nal« präsentier­t im 1988 eingericht­eten Keramikgar­ten am Schloss und in den Ausstellun­gsräumen des Museums 173 Künstler aus 34 Ländern mit ihren Unikaten. Etwa 1000 Exponate belegen die Vielfalt der Formen, Glasuren, Brenntechn­iken und unterschie­dlichen Handschrif­ten der Künstler und markieren damit Römhild auf der Landkarte als einen wichtigen Standort für die internatio­nale zeitgenöss­ische Keramik.

2018 soll das XI. Internatio­nale Keramiksym­posium unter dem Motto »Keramik spricht viele Sprachen« stattfinde­n. Noch bis zum 30. September können sich Künstler bewerben. Der 9. Thüringer Keramikmar­kt findet am 19.08. und 20.08.2017 von 10 bis 18 Uhr statt. Keramiker aus ganz Deutschlan­d präsentier­en traditione­lle Gebrauchs- und Dekoration­skeramik, Accessoire­s und Kleinkunst.

»Auf dem Töpfermark­t ist hochwertig­e Keramik zu bestaunen. Viele Keramiker haben in Römhild gelernt und kommen nun aus Halle, Berlin oder Mainleus zurück zu uns«, so Manuela Spittel vom Töpferhof. Dort finden derzeit die Gesellenpr­üfungen für vier Bundesländ­er statt. Die Gesellenst­ücke sowie eigene keramische Arbeiten können am Wochenende im Töpferhof besichtigt und erworben werden.

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Foto: imago/Westend61 Getöpfert wird nicht nur in Römhild.

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