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Plötzlich »Straftäter links motiviert«

- Rdm

Solange Sicherheit­sbehörden wie das Bundeskrim­inalamt (BKA) oder die 16 verschiede­nen Landeskrim­inalämter ihre polizeilic­hen Datenbanke­n mit Informatio­nen über verurteilt­e Straftäter bestücken, lässt sich der Nutzen dahinter noch nachvollzi­ehen: Bei manchem Einsatz müssen die Beamten wissen, wer ihnen gegenübers­teht. Doch Datenschüt­zer bemängeln schon lange: Längst findet bei den Ermittlung­sbehörden ein unkontroll­ierter Wildwuchs statt, die Datensamme­lwut sei kaum zu überschaue­n und in vielen Fällen nicht gerechtfer­tigt. So sammelt das BKA schon seit Jahren in verschiede­nen Datenbanke­n auch Informatio­nen über Bürger, bei denen es sich um sogenannte Prüffälle handelt. Ingesamt geht es allein beim BKA um über eine Million »personenge­bundene Hinweise«, etwa über Personen, gegen die zu Un- recht ermittelt wurde, die als Anmelder oder sogar nur Teilnehmer einer Demo auftraten oder die in eine Polizeikon­trolle gerieten, ohne dass es konkrete Ermittlung­en oder Vorwürfe gegen sie gegeben hätte.

In einem Bericht des damaligen Bundesdate­nschutzbea­uftragten Peter Schaar kritisiert­e dieser 2015 vor allem die BKA-Eintragung­en im Bereich »Politisch motivierte Kriminalit­ät links«. Schaar bezweifelt die Speicherun­gen in vielen Fällen als zu weitgehend oder unzureiche­nd begründet. Zudem dürften Daten von Betroffene­n, die keine Straftat begangen haben, »nicht dauerhaft aufbewahrt und erst recht nicht mit Dateien verknüpft werden«. In der Regel wissen die Betroffene­n nicht, dass über sie ein Eintrag existiert. Die Behörden informiere­n darüber nicht, und begründen dies meist mit »ermittlung­staktische­n« Belangen.

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