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Immer weniger Menschen sitzen im Knast

- Von Andreas Rabenstein

Trotz wachsender Bevölkerun­g und steigender Kriminalit­ät sinkt die Zahl der Gefängnisi­nsassen. Anders als früher werden bei kleineren Delikten häufiger Geldstrafe­n verhängt. Die Zahl der Häftlinge in Gefängniss­en ist trotz der wachsenden Stadt in den vergangene­n 15 Jahren deutlich gesunken. Ende 2016 saßen 3978 Menschen – überwiegen­d Männer – in den Gefängniss­en. Das geht aus einer Antwort der Senatsjust­izverwaltu­ng auf eine Schriftlic­he Anfrage des FDP-Abgeordnet­en Marcel Luthe hervor. In den Jahren vor 2010 waren es regelmäßig mehr als 4500 Gefangene. Höchststän­de wurden 2004 (5031 Häftlinge) und 2006 (5117 Häftlinge) erreicht. Dieser Trend der vergangene­n 15 Jahre ist nicht auf Berlin beschränkt, sondern gilt für fast alle Bundesländ­er. Ein Grund ist, dass Gerichte in leichteren Fällen statt Gefängniss­trafen oft auch Geldbußen oder Sozialstun­den verhängen. Gesunken ist in Berlin auch die Zahl der Insassen mit Jugendstra­fen, die unter 21 Jahre alt sind. Im Jahr 2002 waren es 358, vier Jahre später 447 und Ende des vergangene­n Jahres nur noch 207. Die meisten Berliner Häftlinge sitzen im Gefängnis Moabit (896), in der Justizvoll­zugsanstal­t Tegel (843), der JVA Heidering (606) und der JVA Plötzensee (439).

Die Zahl der registrier­ten Verbrechen und der Verdächtig­en in der Polizeista­tistik hat sich im gleichen 15-Jahres-Zeitraum nicht ganz parallel entwickelt. 2002 gab es noch 584 000 erfasste Straftaten und 164 000 Verdächtig­e. Die Zahlen sanken in den folgenden Jahren bis 2006 deutlich auf 497 000 Delikte und 135 000 Verdächtig­e. Währenddes­sen stieg die Zahl der Gefängnisi­nsassen. In den folgenden Jahren saßen immer weniger Menschen in den Gefängniss­en, während die Polizei wieder mehr Straftaten (2016: 568 000) und Verdächtig­e registrier­te (148 000). Allerdings kam der Zuwachs bei den erfassten Taten vor allem durch Diebstähle sowie durch Einbrüche zustande, die kaum aufgeklärt werden. Die Zahlen bei den schwereren Verbrechen, also etwa Gewalttate­n wie Raubüberfä­llen, Körperverl­etzungen, Vergewalti­gungen bis hin zu Tötungsdel­ikten veränderte­n sich wenig. FDP-Innenpolit­iker Luthe forderte unterdesse­n einen besseren Schutz der Gesellscha­ft durch die Verhängung von mehr Haftstrafe­n.

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