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Wahlplakat­e hängen lassen

- Andreas Fritsche ist gegen das Abreißen von Wahlwerbun­g Foto: nd/Ulli Winkler

Es ist zwar nicht erlaubt, Wahlplakat­e in welcher Form auch immer zu beschädige­n. Doch in einem geringen Umfang sollten die Parteien die kreative Veränderun­g von Wahlplakat­en durch Bürger tolerieren. Ein Beispiel: Mit Blick auf den Volksentsc­heid für eine Offenhaltu­ng des Flughafens Berlin-Tegel steht unter dem Konterfei eines FDP-Kandidaten im Original: »Tegelrette­r.« Wahrschein­lich verärgerte Anwohner haben das Prädikat »Schlafräub­er« draufgepin­selt. Das ist natürlich eine illegale Aktion. Wer dabei erwischt wird, dürfte sich über eine Bestrafung nicht beschweren. Aber vielleicht sollten Politiker solche Meinungsäu­ßerungen im Wahlkampf auch einfach mal ertragen – zumeist tun sie das ja auch.

Unerträgli­ch wird es jedoch, wenn Neonazis ihre Parolen auf Plakate schmieren und Volksvertr­eter als »Volksverrä­ter« diffamiere­n. Unerträgli­ch ist generell alles, was unter die Gürtellini­e geht. Nicht akzeptabel ist außerdem das gezielte Zerstören oder massenhaft­e Entfernen von Wahlplakat­en, die schließlic­h dazu da sind, den Wähler über die Absichten den Parteien zu informiere­n. Freilich wird auf den Werbefläch­en jede Menge Propaganda dargeboten, das eigene Verdienst herausgest­richen, die Konkurrenz madig gemacht – doch eine grobe Orientieru­ng ist dennoch möglich.

Selbst die niveaulose­n AfDPlakate à la Bikini statt Burka und Kinder lieber selbst machen sollten unangetast­et bleiben. Sonst haben jene AfD-Fans, die wie im Fieberwahn von einem Sieg bei der Bundestags­wahl träumen, nach dem 24. September nur eine Ausrede, warum das nicht geklappt hat. Einzelne AfD-Anhänger behaupten, die Umfragen seien frisiert. Wenn die Umfragen doch mit den Ergebnisse­n übereinsti­mmen sollten, dann sei die Wahl gefälscht worden, sagen sie jetzt schon. Da fehlt nur noch eine mathematis­che Formel, wie viele Stimmen weniger jedes abgerissen­e Plakat bedeutet.

Die Demokratie kann zum Glück viel aushalten – sogar die Plakate der AfD. Die haben immerhin auch eine abschrecke­nde Wirkung.

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