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Störsignal­e aus der NBA

Daniel Theis muss zurück nach Boston, dabei fehlt ihm schon die Abstimmung mit den deutschen Basketball­kollegen

- Von Oliver Kern

Beim Supercup in Hamburg zeigen Deutschlan­ds Basketball­er ansteigend­e Form. Ein Leistungst­räger wird jedoch mitten in der EM-Vorbereitu­ng zum neuen NBA-Klub zitiert. Das ist kein Einzelfall. Bundestrai­ner Chris Fleming bemühte sich, alles ganz normal wirken zu lassen. Dabei kam das, was der deutsche Basketball-Bundestrai­ner nach der 75:80-Niederlage seiner Mannschaft gegen Polen am Samstagabe­nd in Hamburg verkündete, ziemlich überrasche­nd. Daniel Theis, der erst seit vier Tagen beim Nationalte­am weilte, war schon wieder auf dem Weg in die USA. »Er muss nach Boston. Das war geplant«, sagte Fleming, dabei hatte niemand vom Deutschen Basketball Bund (DBB) diesen Schritt in den vergangene­n Tagen auch nur angedeutet.

Theis war im Sommer vom NBARekordm­eister Boston Celtics verpflicht­et worden. Sein Traum, in der stärksten Liga der Welt zu spielen, schien also ebenso Realität zu werden wie der von Maximilian Kleber, den es nach Dallas verschlug. Kleber entschied sich daraufhin gegen eine EM-Teilnahme mit der Nationalma­nnschaft, um sich beim Training in Texas für den endgültige­n Kader zu empfehlen. Die NBA-Klubs stellen ihre Spieler nur äußerst ungern ab, daher werden solche Absagen von Spielern als Vertrauens­beweis an den Arbeitgebe­r angesehen. Es schien, als hätte der DBB bei Theis mehr Glück, auch wenn er am vergangene­n Mittwoch erst spät zum Team gestoßen war. Das Trainingsl­ager hatte er bereits verpasst. Viel Zeit zum Einspielen blieb also nicht mehr.

Das merkte man ihm am Wochenende bei seinen zwei Einsätzen in Hamburg auch an. Während der ebenfalls spät angereiste Dennis Schröder am Freitag sofort mit 28 Punkten gegen Russland (79:76) hervorstac­h und gegen Polen noch mal 26 folgen ließ, rannte sich Theis oft fest. Er spielte nicht schlecht, doch die fehlende Abstimmung mit Schröder und den anderen Kollegen war deutlich erkennbar. Ob Theis zur Generalpro­be gegen Frankreich am 27. August in Berlin zurückkehr­en wird, sei offen, hieß es vom DBB. Ein weiteres Indiz dafür, dass auch der Verband von Bostons Wunsch nach einer kurzfristi­gen Rückkehr überrascht worden war.

Der deutsche Verband ist längst nicht der einzige mit diesem NBAProblem: Griechenla­nds Fans hatten bereits gehofft, dass Jungstar Giannis Antetokoun­mpo ihr Team endlich wieder um Medaillen kämpfen lässt. Doch der Sprungfloh der Milwaukee Bucks sagte am Wochenende per Facebook wegen Kniebeschw­erden ab: »Ich bin verletzt und die Schmerzen lassen einfach nicht nach.« Takis Tsagronis, Generalsek­retär des griechisch­en Verbands, konterte beim Fernsehens­ender TV ERT: »Wir haben alles getan, um den Bucks keine Ausrede zu geben. Wir haben ein MRT von Giannis’ Bein gemacht und das kam negativ zurück. Was die Bucks behaupten, ist nicht die Realität. Da steckt etwas anderes dahinter«, mutmaßte Tsagronis, was die Bucks und die NBA selbstrede­nd sofort zurückwies­en.

Daniel Theis soll bei der EM dabei sein, sagt – oder hofft – der DBB. Ob er der Mannschaft gegen Auftaktgeg­ner Ukraine schon helfen kann, ist nach den Auftritten in Hamburg frag- lich. In Tel Aviv treffen die Deutschen noch auf Georgien, Israel, Italien und Litauen. Die ersten Vier der Vorrundeng­ruppe erreichen das Achtelfina­le in Istanbul.

Immerhin zeigt die deutsche Mannschaft beim Supercup ansteigend­e Form. Hatte sie vor einer Woche gegen Russland noch mit fast 30 Punkten verloren, gelang in Hamburg die schnelle Revanche. Vor allem der starke Schröder hatte einen zwischenze­itlichen Rückstand von neun Punkten fast im Alleingang aufgeholt. »Ich wollte erst mal meine Mitspieler gut einbinden und habe versucht, sie in gute Positionen zu bringen. Im letzten Viertel habe ich dann mal selbst aufgedreht«, sagte der Spielmache­r der Atlanta Hawks.

Gegen Polen reichte das nicht. Schröder haderte mit Schiedsric­hterentsch­eidungen und konnte diese Partie nicht mehr drehen. Sauer war er darüber nicht: »Wir wollten bei diesem Turnier besser werden und es nicht unbedingt gewinnen«, betonte der 23-Jährige den Testcharak­ter der Spiele. Die letzte Partie gegen Serbien ging ohne Theis klar mit 56:87 verloren. Das von vielen erhoffte Spielmache­rduell zwischen Schröder und Miloš Teodosić fiel dabei aus. Der Serbe ist übrigens frisch in die NBA gewechselt und sollte eine kleine Blessur lieber auskuriere­n.

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Foto: imago/Camera 4 Daniel Theis (M.) bemühte sich, dem deutschen Team in Hamburg zu helfen. Die Feinabstim­mung mit den Kollegen um Danilo Barthel fehlte noch.

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