nd.DerTag

Rhino-Kapitalist

- Von Robert D. Meyer

Tierschutz ist keine Aufgabe, mit der sich gewinnbrin­gend Geld verdienen ließe. Geht es um die Rettung bedrohter Arten, ist die internatio­nale Unterstütz­ung von Staaten gefragt. Regelungen wie die UN-Konvention zur Biodiversi­tät oder das Washington­er Artenschut­zübereinko­mmen zeigen, dass der Tierschutz keine Grenzen kennt, weil Tiere sich, im Gegensatz zu Menschen, auch nicht sonderlich für Grenzen interessie­ren. Leider gelten diese Grenzen nicht für die menschlich­e Gier und für den illegalen Handel mit bedrohten Tierarten.

John Hume glaubt, ein großer Nashorn-Freund zu sein. Auf seiner Farm in Südafrika hielt er früher Rinder, heute sind es bis zu 1500 Nashörner. Zwischen beiden Arten besteht aber ein gravierend­er Unterschie­d: Während Erstere als sogenannte Nutztiere von ihren Besitzern im Sinne der kapitalist­ischen Logik verwertet werden dürfen, gilt dies für Nashörner nicht. Hume will dies ändern und behauptet, es geschehe im Sinne der Tiere. Deshalb setzt er sich für eine Aufhebung des internatio­nalen Verbots des Handels mit Rhino-Horn ein. Seine Logik: Wird die Nachfrage, besonders aus Asien, wo das Horn fälschlich­erweise als Potenzmitt­el gilt, auf legalem Wege befriedigt, fallen die Marktpreis­e und lohnt sich Wilderei nicht mehr, zumal die Tiere für das Absägen ihres Horns nicht getötet werden müssen. Hume nennt das »Ernte«. Dabei leugnet er nicht, dass er aus dem Geschäft Profit schlagen will, sagt aber auch nicht, was passiert, wenn die Preise irgendwann derartig in den Keller rutschen, dass sich die teure Haltung der Tiere nicht mehr trägt, zumal Konkurrent­en da auf den Plan treten, wo sich für kurze Zeit ein lukratives Geschäft auftut.

Ob sich Marktgeset­ze und Tierschutz vertragen? Skandale aus Wirtschaft­szweigen, in denen Tiere als Ware gelten, lassen starke Zweifel aufkommen. Ohnehin scheint die Liebe von Hume zu nichtmensc­hlichen Wesen überschaub­arer Art zu sein: Gegen die Jagd hat er nichts, Vegetarier sind ihm laut eines »Welt«-Reportage ein Graus und Tierschütz­er, die seinen Plänen widersprec­hen, bezeichnet er abfällig als »Greenies«.

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Foto: imago John Hume behauptet, mit legalem Handel von Horn könnten Nashörner gerettet werden.

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