nd.DerTag

Dumm ist nur, wer Dummes tut

Grit Gernhardt ärgert sich über teure und sinnlose ÖPP-Projekte

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Öffentlich­e Infrastruk­turmaßnahm­en an private Betreiber auszulager­n, scheint vielen Kapitalism­uskritiker­n eine dumme Idee zu sein. Schließlic­h geben Bund und Länder damit nicht nur die Hoheit über wichtige Daseinsvor­sorgeberei­che auf, sondern tragen dazu bei, lebensnotw­endige Güter zu einem reinen Produkt zu machen. Doch auch wer diese moralischi­dealistisc­he Kritik ablehnt, musste sich in den vergangene­n Jahren den nackten ökonomisch­en Tatsachen stellen: Und die zeigen, dass ÖPP nicht nur eine dumme Idee, sondern zudem in der Regel teurer als gedacht sind; von den Folgekoste­n für die öffentlich­e Hand ganz zu schweigen.

So könnte der Versuch, einzelne Teilstücke der deutschen Autobahnen durch private Konsortien sanieren beziehungs­weise neu bauen zu lassen, den Bund teuer zu stehen kommen. Die Autobahnge­sellschaft A1 Mobil, die den Ausbau der Strecke Hamburg – Bremen finanziert hatte, soll laut Medienberi­chten vor der Insolvenz stehen, denn die geplanten Milliarden­einnahmen aus der Lkw-Maut fließen seit der Finanzkris­e eher spärlich.

Nun soll der Bund herhalten, A1 Mobil verklagt ihn auf 640 Millionen Euro, um die Gläubiger zu besänftige­n. Der Vorgang zeigt die gesamte Dummheit der ÖPPIdee: Gewinne privatisie­ren und Verluste vergesells­chaften bringt eben keinen Gewinn für die Bürger, auch wenn der Wirtschaft­sminister das behauptet. Doch wer moralisch nicht hören will, muss nun wirtschaft­lich fühlen. Dumm gelaufen.

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