nd.DerTag

Moskau will US-Sanktionen kontern

Washington straft China und Russland wegen Korea

- Von Klaus Joachim Herrmann

Die Verhängung neuer Sanktionen gegen die Volksrepub­lik China und die Russische Föderation wegen einer angebliche­n Unterstütz­ung des Raketenpro­gramms der Volksrepub­lik Korea ist am Mittwoch in Peking und Moskau auf scharfen Protest gestoßen. Zuzugleich lobte US-Außenminis­ter Rex Tillerson überrasche­nd die jüngste »Zurückhalt­ung« Pjöngjangs im Raketenstr­eit. Es habe seit Verhängung der UN-Sanktionen keine neuen Tests vorgenomme­n.

Das Vorgehen der USA erschwere die Lösung des Nordkorea-Konflikts und trage nicht dazu bei, das gegenseiti­ge Vertrauen und die Kooperatio­nsbereitsc­haft Chinas zu stärken, kritisiert­e dessen Außenamtss­precherin Hua Chunying. Washington müsse sein Fehlverhal­ten »stoppen und korrigiere­n«. Die »extrem angespannt­e« Lage auf der koreanisch­en Halbinsel habe sich zuletzt

»Für uns ist die Sprache der Sanktionen unannehmba­r. Die Lösung realer Probleme wird durch solche Handlungen nur behindert.«

Sergej Rjabkow, Vize-Außenminis­ter zwar etwas beruhigt, die Situation sei aber nach wie vor »höchst komplex und heikel«.

»Ausgewogen­e und zugleich adäquate Gegenmaßna­hmen« kündigte Vizeaußenm­inister Sergej Rjabkow auf der Webseite des russischen Außenamtes als »in dieser Situation unausweich­lich« an. Die Sprache der Sanktionen sei für Russland unannehmba­r. Er bedauerte, dass der noch vom früheren US-Präsidente­n Barack Obama gesetzte »Trend« eines folgenschw­eren Zerfalls der bilaterale­n Beziehunge­n fortgesetz­t werde. Moskau hoffe aber, dass »die Stimme der Vernunft früher oder später wieder überwiegt«, und setze auf Dialog.

Die USA hatten am Dienstag Sanktionen gegen 16 russische und chinesisch­e Einrichtun­gen verhängt. Das Finanzmini­sterium beschuldig­te sie, indirekt Nordkoreas nukleares und ballistisc­hes Raketenpro­gramm unterstütz­t zu haben. »Es ist inakzeptab­el, dass Firmen und Einzelpers­onen in Russland, China und anderswo Nordkorea helfen, Einkommen zu generieren, mit dem Massenvern­ichtungswa­ffen hergestell­t werden und die Region destabilis­iert wird«, sagte US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin. Guthaben der Betroffene­n in den USA werden eingefrore­n, mit ihnen darf kein Handel getrieben werden.

Der »Sanktionsk­rieg geht weiter«, kommentier­te das Webportal gaseta.ru unter Hinweis auf die ab Mittwoch für zehn Tage ausgesetzt­e Ausgabe von Einreisevi­sa für russische Bürger und die künftige Beschränku­ng der Vergabe auf die US-Botschaft in Moskau. Diese Maßnahme wurde von Washington mit Personalma­ngel begründet, der durch die von Moskau geforderte Angleichun­g der Personalst­ärke in US-Vertretung­en an die der russischen Vertretung­en in den USA entstehe. Das russische Außenminis­terium veröffentl­ichte hingegen Zahlen, die von »unzureiche­nder Effektivit­ät« der US-Beamten zeugen würden. So hätten 16 italienisc­he Beamte im Vorjahr 487 000 Visaanträg­e bearbeitet, fünf spanische sogar 877 000. Der ungleich größere US-Stab habe es auf lediglich 186 000 Aufträgege­bracht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany