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Einprägsam­er Standort

Kultur soll in der Alten Münze heimisch werden / Künstler möchten mitreden

- Von Philip Blees

Die Diskussion um die ehemalige Prägeansta­lt in Mitte geht weiter. Kultursena­tor Lederer fordert einen Musikschwe­rpunkt. Das Projekt könnte ein Vorbild für die Stadtentwi­cklungspol­itik werden. Was mit der Alten Münze in Mitte passieren soll, ist eigentlich beschlosse­ne Sache. »Dass ich die Frage noch beantworte­n muss«, wundert sich Kultursena­tor Klaus Lederer (LINKE). »Es ist relativ klar, dass das ein Kulturstan­dort wird«, erklärt Birgit Möhring von der landeseige­nen Berliner Immobilien­management GmbH (BIM) anlässlich einer Podiumsdis­kussion der Freien Szene am Mittwoch.

Das Problem ist bisher nur die Umsetzung. »Ich versuche die Hoffnungen zu dämpfen«, sagt Lederer. Er möchte, dass dort Räumlichke­iten errichtet werden, die »explizit für nichtkomme­rzielle Kunst« offenstehe­n, und schlägt vor, die zeitgenöss­ische Musikszene dort anzusiedel­n. Die Möglichkei­ten mit einem Musik- schwerpunk­t wären vielfältig. Beispielsw­eise Clubs oder Bühnen für Auftritte könnten sich dort ansiedeln. Zugleich betont er, das Konzept sei noch offen. »Es steht noch nichts fest.« Die Freie Szene möchte bei der Entwicklun­g des möglichen Vorbildpro­jektes einbezogen werden. Lederer sicherte ihnen zu, dass die Bürger an der Entscheidu­ng beteiligt werden.

Das »House of Jazz«, das vom Bund und dem Trompeter Till Brönner angeregt worden ist, findet auf Landeseben­e jedoch wenig Zustimmung. Selbst die Opposition sieht den Plan kritisch. »House of Jazz ist eine tolle Sache, aber ich glaube, es wäre dort an der Stelle nicht unbedingt das, was wir uns vorstellen«, sagt Robbin Juhnke, Kulturexpe­rte der CDUFraktio­n.

Am meisten wird man sich in Zukunft Gedanken um die Finanzieru­ng machen müssen. »Investitio­nsmittel fallen auch nicht vom Himmel«, erklärt die Stadtentwi­cklungssen­atorin Katrin Lompscher (LINKE). Bisher stehen rund zwölf Millionen Euro des Bundes zur Verfügung, um den Gebäudekom­plex zu sanieren. Die Kosten dafür werden von der BIM jedoch auf mindestens 30 Millionen Euro geschätzt. Der Fokus müsse bei den Umbauten auf der statischen Erneuerung des Komplexes liegen, erklärt Birgit Möhring.

Doch auch Fördertöpf­e des Landes können nicht voll für die Sanierung der Alten Münze eingesetzt werden. »Wir haben einen Sanierungs­stau von einer Milliarde Euro«, erklärt Lederer das Problem. Es wäre nicht möglich, anderswo weniger zu investiere­n. »Wir kämpfen um jeden Raum, den wir kriegen können.«

Früher wurden in der Alten Münze Mark der DDR, später D-Mark und bis vor zwölf Jahren Euromünzen geprägt. Heute wird das Haus schon teilweise als Künstlerqu­artier genutzt. Die Historie des Gebäudekom­plexes in der Nähe vom Roten Rathaus reicht lange zurück. Lange befand sich dort das sogenannte Krögelvier­tel, das bekannt für Kriminelle und andere zwielichti­ge Gestalten war. Die Nationalso­zialisten ent- schieden sich in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunder­ts, das Viertel komplett abzureißen, und begannen 1936 neu zu bauen. Die historisch­en Fassaden wurden damals in die neuen Gebäude integriert.

Im Innenhof des Komplexes befindet sich die Produktion­shalle der ehemaligen Prägeansta­lt. »Eigentlich ein typisches Gebäude des NS«, erklärt Eberhard Elfert. Der Kunsthisto­riker führt regelmäßig Gruppen durch den Komplex. Die drei Türme der Halle erinnern an das Olympiasta­dion. An der Fassade sind noch Einschussl­öcher aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen.

Das Besondere an dem Bau ist der begehbare Sockel, auf dem die verschiede­nen Gebäude errichtet worden sind. Hier ist richtig viel Platz: Rund 8000 Quadratmet­er sind oberirdisc­h verfügbar und nochmals 8500 Quadratmet­er unter der Erde. Momentan können Künstler für wenig Geld Ateliers in der Produktion­shalle und den anderen Gebäuden mieten. Auch Veranstalt­er nutzen öfter Räume.

 ?? Foto: dpa/Britta Pedersen ?? Die historisch­e Außenfassa­de der Alten Münze in Mitte zierte früher noch ein Reichsadle­r.
Foto: dpa/Britta Pedersen Die historisch­e Außenfassa­de der Alten Münze in Mitte zierte früher noch ein Reichsadle­r.

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