nd.DerTag

Kein Friede im Osten

Klaus Joachim Herrmann über Waffenruhe im Donbass zum Schulanfan­g

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Wer Waffenruhe zum Beginn eines Schuljahre­s vereinbart, erweist sich selbst als vielleicht doch lernfähig. Die Erkenntnis, dass der Weg zur Schule friedlich sein muss und Waffengäng­e nur furchtbare­n Schaden und keinerlei Gewinn bringen, wäre einer Verallgeme­inerung bis hin zu ernsthafte­n Verhandlun­gen über einen Friedenssc­hluss würdig.

Jedoch zeigt schon die ebenso infame wie provokante Gleichsetz­ung der russischen und der faschistis­chen Hitlerarme­e durch den ukrainisch­en Präsidente­n am Vorabend, wie fern ein Friede im Osten ist. Als sich Kiew mit Gewalt nach Westen wandte, hatte der Osten nicht mitgewollt. Eben den Donbass trifft deshalb die Kiewer »Anti-Terrror-Operation«. Russland versteht sich als Garantiema­cht der slawischen Schwestern und Brüder im Nachbarlan­d und handelt im vollen Bewusstsei­n seiner Übermacht. So nahm Moskau der Ukraine nicht nur die Krim ab, sondern führt ihr auch immer wieder gern demütigend den Verlust der Halbinsel vor Augen.

Moskau wollte einst mit hartem Druck den Kiewer Schwenk verhindern und scheiterte, der Westen betrieb ihn rücksichts­los und erfolgreic­h. Als kläglicher Garant eines letzten Kompromiss­es versagte 2014 auch Berlin völlig. Zöge nun endlich einmal jeder selbst Lehren aus dem eigenen fatalen Vorgehen, wäre mehr möglich als eine Waffenruhe aus besonderem Anlass.

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