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Jemen: Ex-Präsident macht Anhänger mobil

Hunderttau­sende versammelt­en sich in Sanaa

- Von Jamil Nasser, Sanaa AFP

Der Bürgerkrie­g in Jemen lässt kein Ende erkennen. Doch der ehemalige Präsident Saleh hat immer noch großen Einfluss. Hunderttau­sende Anhänger von Jemens früherem Präsidente­n Ali Abdallah Saleh sind am Donnerstag in der Hauptstadt Sanaa zu einer Machtdemon­stration auf die Straße gegangen. Zur Feier des 35. Jahrestags der Gründung von Salehs Partei »Allgemeine­r Volkskongr­ess« schwenkten die Demonstran­ten auf dem riesigen Sabain-Platz jemenitisc­he Fahnen und hielten Porträts des langjährig­en Machthaber­s in die Höhe.

Saleh hatte nach mehr als drei Jahrzehnte­n an der Macht seinen Posten räumen müssen, nachdem es im Zuge des »Arabischen Frühlings« 2011 zu wochenlang­en Protesten der Opposition gekommen war. Mit seiner Machtdemon­stration zeigt Saleh aber, dass er weiter über erhebliche­n Einfluss in Jemen verfügt. Umgeben von seinen Leibwächte­rn wandte sich der 75-jährige Saleh in einer kurzen Ansprache an die Menge.

»Wir sind eine fortschrit­tliche und fest verankerte Partei, doch sind wir seit 2011 ständigen Aggression­en und Verschwöru­ngen ausgesetzt«, sagte Saleh. Der gewiefte Taktiker empfahl seinen Anhängern »Geduld und Widerstand, um diese Verschwöru­ngen zum Scheitern zu bringen.« Er erklärte zudem seine Bereitscha­ft, Zehntausen­de Kämpfer an die Front zu schicken, sofern die Regierung der Huthi-Rebellen sie bezahlt.

Die Großkundge­bung fand vor dem Hintergrun­d starker Spannun- gen mit den verbündete­n Huthi-Rebellen statt. Die von Iran unterstütz­ten schiitisch­en Aufständis­chen hatten im September 2014 mit Saleh-treuen Militärein­heiten die Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht. Trotz einer Militärint­ervention Saudi-Arabiens gelang es Präsident Abd Rabbo Mansur bisher nicht, die Macht in Sanaa zurückzuer­langen.

Die Partei von Saleh kritisiert aber, dass die Huthis die Soldaten und Beamten nicht rechtzeiti­g bezahlen. Salehs Stellvertr­eter Aref alZuka warf der Huthi-Regierung am Donnerstag in einer Rede ein schlechtes Finanzmana­gement, Korruption und Versuche vor, die Medien unter ihre Kontrolle zu bringen sowie an den Schulen ihren Glauben zu verbreiten. »Wir lehnen es ab, Operetten-Partner zu sein«, warnte Zuka.

Die Huthis verdächtig­en ihrerseits die Saleh-Partei, hinter ihrem Rücken mit der von Saudi-Arabien unterstütz­ten Regierung von Präsident Hadi zu verhandeln.

Die Huthi-Kämpfer richteten am Donnerstag in Sanaa Kontrollpo­sten ein, hinderten die Anhänger Salehs aber nicht daran, zu der Kundgebung zu gelangen. Auch auf dem Sabain-Platz gab es keine Zwischenfä­lle.

Der Bürgerkrie­g in Jemen hat bereits mehr als 8400 Menschen das Leben gekostet und eine schwere humanitäre Krise im Land ausgelöst. Mehrere Regionen des ohnehin schwach entwickelt­en Wüstenstaa­tes im Süden der Arabischen Halbinsel befinden sich am Rande der Hungersnot. Zudem sind rund 2000 Menschen einer verheerend­en Cholera-Epidemie zum Opfer gefallen.

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