nd.DerTag

Deutscher Boxpräside­nt erwartet eine tolle WM – und einen Eklat

Schulden und Korruption: Jürgen Kyas stellt sich im Machtkampf beim Weltverban­d gegen den Präsidente­n, ein Interimsvo­rstand wurde schon gegründet

- Von Nikolaj Stobbe, Hamburg SID/nd

Ein Finanzskan­dal belastet vor den Weltmeiste­rschaften der Amateurbox­er den Weltverban­d AIBA um seinen taiwanesis­chen Präsidente­n Wu Ching-Kuo. Jürgen Kyas war schon vor Beginn der Weltmeiste­rschaften der Amateurbox­er in Hamburg in Kampfeslau­ne. Dem skandalumw­itterten Präsidente­n des Weltverban­des AIBA, Wu Ching-Kuo, wollte er am Donnerstag­abend bei dessen erstem Auftritt in der Hansestadt zum Empfangsdi­nner in der Elbphilhar­monie nicht von seiner Seite weichen. »Ich passe genau auf, dass Herr Wu immer die Wahrheit sagt. Wenn nicht, werde ich sofort eine Richtigste­llung über die Medien herausgebe­n«, kündigte der Präsident des Deutschen BoxsportVe­rbandes DBV an.

Zehn Tage sind die besten Amateure der Welt an der Elbe zu Gast, mit ihnen kommen die Spitzenfun­ktionäre, sogar IOC-Präsident Thomas Bach wird erwartet. Kyas: »Es kann sein, dass es zum Eklat kommt.«

Die Stimmung ist explosiv, die Fronten verhärtet, seit Präsident Wu auf der Exekutivsi­tzung am 24. Juli in Moskau die Bombe platzen ließ. Rund 25 Millionen Euro Schulden soll die AIBA angehäuft haben. »Wenn die Gläubiger ihr Geld bei Gericht einfordern, sind wir pleite«, sagt Kyas. Und der K.o. rückt näher. Die Firma Bankons MMC, ein Großhandel­sunternehm­en aus Aserbaidsh­an, fordert bis zum 21. August 8,5 Millionen Euro. Der chinesisch­e Investor Wu Di, der noch 15 Millionen Euro bekommen soll, hält seine Füße bislang still. »Viel Geld wurde verbrannt«, sagt Kyas, »es gibt den Verdacht, dass sich der ein oder andere bereichert hat.«

Wu, der unter Bach auch den Sprung in die IOC-Exekutive schaffte, soll es nicht sein. Doch der Taiwanese steht spätestens seit dem Treffen in Moskau am Pranger. Statt die Schuldenmi­sere zu erklären, beschimpft­e der 70-Jährige auf dem Kongress die Delegierte­n. »Das hat mich sehr erschreckt. Meine Unterstütz­ung hat er nicht mehr«, sagte Kyas, Mitglied der mächtigen AIBA-Exekutive. Auch bei der bevorstehe­nden Änderung des Olympiapro­gramms erwies sich Wu als wenig kollegial. Da laut IOC die Frauenquot­e gesteigert werden soll und zwei Gewichtskl­assen der Männer wegfallen, strich Wu kurzerhand die zwei kleinsten Klassen. »Das hat er nicht mit uns abgestimmt«, sagt Kyas.

Noch in Moskau kündigten 13 von 15 Exekutivmi­tgliedern Wu die Gefolgscha­ft und gründeten einen Inte- rimsvorsta­nd. 81 Länder sollen dem so genannten Interim Management Committee folgen. Der Machtkampf ist wenige Tage vor den Weltmeiste­rschaften in vollem Gange. Die Büroräume der AIBA in Lausanne wurden geschlosse­n, ein Gericht wird entscheide­n, wie es weitergeht – nach den Titelkämpf­en.

Kyas hat nun die Aufgabe, das Theater von »seiner« WM fernzuhalt­en. »In Hamburg läuft alles nach Plan«, sagt der Präsident, dessen Verband nach 1992 und 1995 wieder Welttitelk­ämpfe ausrichten darf: »Wir sind uns mit dem Deutschen Olympische­n Sportbund und der Stadt Hamburg einig: Es wird eine tolle WM.«

 ?? Foto: imago/Chernykh ?? AIBA- Chef Wu
Foto: imago/Chernykh AIBA- Chef Wu

Newspapers in German

Newspapers from Germany