nd.DerTag

Generation Staat

Bei keiner Altersgrup­pe kommen Staat und Verwaltung so gut weg wie bei Unter-30-Jährigen

- Von Jörg Meyer

Pflichtbew­usst, kompetent und politisch nicht weiter rechts als Beschäftig­te in anderen Teilen der Gesellscha­ft – das sind Beamte und Angestellt­e im öffentlich­en Dienst. Ihr Ruf ist besser als man denkt. Zuverlässi­g, kompetent und hilfsberei­t – Beamte sind im Ansehen der BürgerInne­n gestiegen. Der deutsche Beamtenbun­d (dbb) mit seinen 42 Mitgliedsg­ewerkschaf­ten führt die Umfrage regelmäßig seit 2007 durch, um herauszufi­nden, wie der Bürger und die Bürgerin den öffentlich­en Dienst mit seinen rund 4,6 Millionen Beschäftig­ten bewerten. Für pflichtbew­usst hielt die Bevölkerun­g ihre Staatsdien­erinnen und -diener schon immer. Der Wert ist mit 75 Prozent unveränder­t hoch. Einen kleinen Einbruch gab es lediglich in den Jahren 2014 und 2015, was der dbb mit den großen Streikbewe­gungen in dieser Zeit erklärt. Zehntausen­de Beschäftig­te hatten bei der Deutschen Bahn und der Lufthansa, in Kitas und Sozialeinr­ichtungen, bei der Post und auch im öffentlich­en Dienst die Arbeit niedergele­gt. Durch die Bank gesunken sind die sattsam bekannten Negativzus­chreibunge­n, mit denen die Schreibtis­charbeiter in Amtsstuben, Verwaltung­en und Behörden seit Jahrhunder­ten bedacht werden. Am ehesten werden Beamte noch als Sturköpfe empfunden – wobei auch das inzwischen nur noch von einer Minderheit der Bundesbürg­er – ihr Handeln jedoch zugleich als überwiegen­d gerecht.

Besonders junge Menschen halten große Stücke auf den öffentlich­en Dienst. 82 Prozent der 14- bis 29-Jährigen meinen, »dass die Gesellscha­ft der Globalisie­rung einen starken Staat entgegense­tzen muss, der die Bürger vor ausufernde­n Entwicklun­gen schützt«. »Staatsverd­rossenheit? Fehlanzeig­e! Bei keiner Altersgrup­pe kommen Staat und Verwaltung so gut weg wie bei jungen Menschen«, sagte der dbb-Bundesvors­itzende Klaus Dauderstäd­t am Donnerstag in Berlin. Drei Viertel von ihnen wider- sprechen zudem der Aussage, der öffentlich­e Dienst koste zu viel Steuergeld­er. Dauderstäd­t freute sich, »dass hier eine Generation heranwächs­t, die um die Bedeutung eines funktionie­ren Staates und eines zuverlässi­gen öffentlich­en Dienstes weiß«. Das dürfte den Gewerkscha­fter besonders angesichts der Nachwuchss­orgen freuen, die den öffentlich­en Dienst seit Jahren plagen.

Gefragt wurden die Bundesbürg­er auch nach den angesehens­ten Beru- fen. Gewinner der Herzen ist wie stets auch in diesem Jahr der Feuerwehrm­ann, gefolgt von den Kranken- und Altenpfleg­ern, den Ärzten, den Polizisten und den Kita-Erziehern. Andere Berufe haben jedoch in den letzten zehn Jahren an Vertrauen gewonnen, vor allem Lehrer, Müllmänner und Polizisten, aber auch Gewerkscha­ftsfunktio­näre.

Anlässlich der bevorstehe­nden Bundestags­wahl wurden in diesem Jahr auch die Beschäftig­ten im öf- fentlichen Dienst selbst nach ihren Meinungen befragt. Bei den Wahlabsich­ten brachte die Befragung keine Überraschu­ng – sie decken sich weitgehend mit denen der Gesamtgese­llschaft, wobei die Grünen etwas besser abschneide­n. 40 Prozent würden demnach ihr Kreuz bei der CDU machen, 25 Prozent bei der SPD, gefolgt von den Grünen (12 Prozent), der Linksparte­i (8 Prozent), der FDP (7 Prozent) und der AfD (6 Prozent). Dabei ist unter den Tarifbesch­äftigten die Tendenz, SPD oder LINKE zu wählen, deutlich höher als bei den Beamten. Auch würden sie eher FDP und AfD wählen, hier sind die Unterschie­de zu ihren verbeamtet­en KollegInne­n aber nicht so groß. Bei den Beamten liegt hingegen die Union klarer vorn. 46 Prozent präferiere­n CDU/CSU. Eine Koalition aus CDU und FDP hätte nach der Bundestags­wahl das größte Verständni­s für die Belange des öffentlich­en Dienstes, glauben ein Viertel der Befragten. 19 Prozent präferiere­n die Fortsetzun­g der Großen Koalition, für Rot-Rot-Grün können sich nur 13 Prozent erwärmen.

Die Ergebnisse sind allerdings nur begrenzt aussagekrä­ftig. Denn nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten wussten überhaupt schon, was sie wählen werden. Bei CDU-AnhängerIn­nen waren sich 69 Prozent sicher, bei der SPD 59 Prozent. Am überzeugte­sten zeigten sich die AfDSympath­isanten (91 Prozent). Die AfD konnte im Vorjahr große Erfolge bei Landtagswa­hlen verbuchen und lag in Umfragen bundesweit schon bei 15 Prozent. Doch seitdem ist die Zustimmung gesunken, das spiegelt sich auch in diesen Befragungs­ergebnisse­n wieder. Wie viele der befragten Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes, die der AfD zuneigen, Gewerkscha­ftsmitglie­der sind, darüber gibt die Umfrage keinen Aufschluss.

Im Vergleich zu den Wahlberech­tigten insgesamt ist die Zufriedenh­eit mit der Demokratie im öffentlich­en Dienst jedoch besonders ausgeprägt. Hier zeigen sich mehr als zwei von drei zufrieden mit der Demokratie, insgesamt sind es nur 53 Prozent.

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Foto: imago/photothek Der Wind in deutschen Amtsstuben hat sich gedreht – Beamte gelten als kompetent und hilfsberei­t.
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