Trump und Afghanistan
Krieg als geringeres Übel
Wie seinerzeit Obama und George W. Bush vor ihm hat sich ein weiterer Präsident für das geringere Übel entschieden: nämlich dafür, den Krieg fortzusetzen, wohl wissend, dass es keinerlei Anzeichen für einen militärischen Sieg gibt. Afghanistan war das Grab aller Mächte, die bisher versucht haben, das Land zu beherrschen, ob es sich nun um das britische Imperium, die Sowjetunion oder die USA handelte. Es hat sich schlicht als unmöglich erwiesen, Afghanistan ohne die Unterstützung der Paschtunen und die aktive Zusammenarbeit Pakistans zu kontrollieren, die beiden Elemente, auf die sich die Taliban stützen.
Guanzhou Ribao, China Einfluss in der Region
Trumps Ziel ist es vor allem, den amerikanischen Einfluss in der Region zu stärken. Obamas Afghanistanpolitik hat den russischen Einfluss auch in Kabul wachsen lassen. Die Verstärkung der US-Truppen soll dazu dienen, das politische Gleichgewicht zwischen Washington und Moskau in der Region wieder herzustellen.
Kommersant, Russland Grund für neue Sanktionen?
Einige Politiker und Experten in Washington werfen Moskau Geheimkontakte zu den Taliban vor, die die Lage in Afghanistan zu Ungunsten der USA destabilisieren. Das wiederum könnte zu einem Grund für neue Russland-Sanktionen werden und zu einer neuen Runde der russisch-amerikanischen Konfrontation führen.
De Volkskrant, Niederlande Endlose Verstrickung
In Afghanistan herrschen erneut terroristische Gruppen, die mit Al-Kaida und IS verwandt sind, während die Regierung in Kabul ohne Unterstützung von außen zusammenbrechen würde. Diese schmerzhafte Situation macht deutlich, dass es für Afghanistan keine guten Optionen gibt. Donald Trump distanzierte sich von Barack Obamas »Politik der künstlichen Fristsetzungen«. Aber was die Amerikaner und ihre Ver- bündeten nun stattdessen bekommen, ist die endlose Verstrickung in einen Konflikt, der nicht zu gewinnen ist.
The Nation, Pakistan Feindselig wie nie
Wie schon alle anderen US-Präsidenten vor ihm macht auch Donald Trump Pakistan für das Scheitern der eigenen Truppen in Afghanistan verantwortlich. Indien dagegen garantierte er in seiner Rede den Status als regionale Vormacht. Pakistan sollte deshalb begreifen, dass seine Interessen in regionalen Bündnissen liegen. Mit der Rede des Präsidenten hat sich das Weiße Haus eine Haltung gegenüber Pakistan zu eigen gemacht, die so feindselig ist wie noch nie. Obwohl ein Konfrontationskurs mit den USA nicht ratsam ist, muss Pakistan jetzt seine eigenen Interessen verfolgen und deren Erfolg sicherstellen – etwa durch stabile Wirtschaftsbeziehungen mit Russland und China.
Hindustan Times, Indien Pakistan als Terrorhelfer
Dass Trump in seiner Rede explizit Indien nannte, spiegelt die enge Bindung zwischen Neu Delhi und Afghanistan. Indien bleibt der wichtigste Partner Kabuls in der Region. Die Erwähnung Pakistans hingegen betont die Mitschuld des Landes an der gegenwärtigen Situation: Afghanistan und seine internationalen Partner können sich so lange nicht durchsetzen, bis etwas gegen die Unterstützernetzwerke der Taliban, ihre Trainingscamps und ihre Rückzugsgebiete in Pakistan unternommen wird. Washington sollte sich das Ziel setzen, von Pakistan diesmal mehr zu verlangen als nur Worte.
Pravo, Tschechien In der Falle
Die USA und mit ihr die NATO sitzen in der Falle. Aus Sicherheitsgründen bleibt ihnen nichts anderes übrig, als die Regierung in Kabul über Wasser zu halten und zu hoffen, dass es gelingt, die afghanische Armee und die Polizei so weit aufzubauen, dass sie den Taliban die Stirn bieten können. Damit stehen und fallen die Interessen des Westens und auch der meisten Afghanen.