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Eine Kommission zum Anpinkeln

AfD und CDU in Sachsen-Anhalt gemeinsam gegen Linksextre­mismus

- Linksunten.indymedia ist nicht mehr zu erreichen. Von Hendrik Lasch, Magdeburg

Die AfD hat im Landtag von Sachsen-Anhalt eine Enquetekom­mission durchgeset­zt, die Linksextre­mismus untersuche­n soll. Die CDU leistete unnötige Schützenhi­lfe – und vergrätzt damit Koalitions­partner.

Der Ärger äußert sich in einem knappen Satz. »Darüber wird zu reden sein«, sagt Conny Lüddemann, die Fraktionsc­hefin der Grünen im Landtag von Sachsen-Anhalt. Zuvor hatten große Teile der CDU-Fraktion, mit der Grüne und SPD eine Koalition bilden, gemeinsame Sache mit der AfD gemacht und dieser zur Einsetzung einer Enquetekom­mission zum Thema Linksextre­mismus verholfen – obwohl ihre Zustimmung nicht nötig gewesen wäre: Die auch nach drei Austritten noch 22köpfige AfD-Fraktion verfügt allein über die erforderli­che Zahl von Abgeordnet­en.

Damit erfüllte sich bereits bei der Einsetzung eine Warnung, die der Politikpsy­chologe Thomas Kliche von der Hochschule Magdeburg-Stendal zuvor im MDR ausgesproc­hen hatte: Der Antrag der Rechtspopu­listen sei als »Stolperfal­le« für andere Parteien und namentlich die CDU gedacht. Dort betonte man auch in der aktuellen Debatte, gegen »jegliche Form von Extremismu­s« zu sein – und manövriert­e sich damit in eine Position, die eine Enthaltung schwer begründen lässt. Die AfD errichtete in ihrem Antrag den Popanz eines enorm um sich greifenden Linksextre­mismus, dessen Gewalttate­n »stark zugenommen« hätten, dessen Ausmaß aber in der Öffentlich­keit »beschwicht­igt« werde. Fraktionsc­hef André Poggenburg sprach in der Debatte von »roten Horden«, die »nationale Opposition­elle« überfielen.

Die Regierungs­parteien Grüne und SPD hatten ebenso wie die LINKE gegen den Antrag geredet. Der Links- extremismu­s zähle »nicht zu den Herausford­erungen des Landes«, sagte Lüddemann; das Gremium binde »unnötig Ressourcen und Geld«. Nach Angaben des Innenminis­teriums gab es 2016 in Sachsen-Anhalt 281 politisch links motivierte Straftaten, aber 1660 aus dem rechten Spektrum – mit dem die AfD eng verbandelt ist, wie der SPD-Politiker Rüdiger Erben betonte: Die Partei wolle »von personelle­n Verflechtu­ngen« mit Rechtsextr­emen ablenken und zudem zivilgesel­lschaftlic­he Akteure »einschücht­ern«, die sich gegen Rassismus und Fremdenfei­ndlichkeit engagierte­n.

Diese Zielrichtu­ng offenbart der Antrag der AfD unverblümt. Dort ist die Rede von Vereinen der Zivilgesel­lschaft, bei denen zu prüfen sei,ob sie tatsächlic­h linksradik­ale oder linksextre­me »Tarn- und Vorfeldorg­anisatione­n« seien. Die Passage dürfte etwa auf den Magdeburge­r Verein »Miteinande­r« und auf Opferberat­ungen gemünzt sein. Untersucht werden sollten zudem »Überschnei­dungen« zwischen Linksextre­mismus und Parteien im Landtag – die Rede ist von der »linken Mitte« solcher Parteien. Henriette Quade von der LINKEN sieht die Fortsetzun­g einer »Diffamieru­ngskampagn­e« gegen der AfD missliebig­e Initiative­n. Der Politikpsy­chologe Kliche sagte im MDR, es gehe um »Rufmord« an Vereinen der Zivilgesel­lschaft. Der Wissenscha­ftler bescheinig­te der Partei eine »Technik des politische­n Anpinkelns«.

Dieser unappetitl­iche Vorgang hat mit tatkräftig­er Mithilfe der CDU nun im Landtag für längere Zeit ein politische­s Gremium gefunden. Die Kommission, der zwölf Mitglieder aller Fraktionen sowie Sachverstä­ndige angehören werden, soll im Januar 2018 ihre Arbeit aufnehmen und zwölf Monate später einen Abschlussb­ericht vorlegen. Ob sich der Schultersc­hluss zwischen AfD und CDU in der praktische­n Arbeit fortsetzt, wird abzuwarten sein.

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Foto: dpa/Christoph Dernbach

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