nd.DerTag

Kämpfe in Myanmar mit Rohingya-Rebellen

Kommission warnt vor Verschärfu­ng des Konflikts

-

Der Konflikt um Rohingya lässt Myanmar nicht zur Ruhe kommen. Neue Kämpfe mit zahlreiche­n Toten verschärfe­n die Lage.

Yangon. Muslimisch­e Rebellen haben im Westen Myanmars nach Angaben des Militärs mehrere Grenzposte­n angegriffe­n. Über 70 Menschen seien bei den Kämpfen im Bundesstaa­t Rakhine getötet worden, erklärte Armeechef Min Aung Hlaing am Freitag. Er machte Aufständis­che der muslimisch­en Minderheit der Rohingya für die Attacken verantwort­lich. Soldaten, Polizisten und Aufständis­che seien getötet worden. Die Gefechte an zwei Polizeipos­ten an der Grenze zu Bangladesc­h dauerten nach Angaben des Armeechefs an.

Die Armee hatte im Oktober in Rakhine nach mehreren Angriffen bewaffnete­r Gruppen auf Grenzposte­n eine Armeeoffen­sive gegen die Rohingya gestartet. Nach Angaben der UNO wurden dabei Hunderte Angehörige der muslimisch­en Minderheit getötet. 66 000 Menschen seien wegen der Kämpfe nach Bangladesc­h geflohen, außerdem gebe es 22 000 Binnenflüc­htlinge.

Die in bitterer Armut lebenden Rohingya gelten als eine der am meisten verfolgten Minderheit­en. Weite Teile der buddhistis­chen Mehrheit in Myanmar betrachten sie als illegale, staatenlos­e Einwandere­r aus Bangladesc­h, obwohl viele von ihnen schon seit Generation­en in Myanmar leben.

Derweil droht laut Experten eine Verschärfu­ng dieses ethnischen Konflikts im Westen Myanmars. Eine Kommission unter dem früheren UN-Generalsek­retär Kofi Annan forderte die Regierung auf, die Be- schränkung­en für die muslimisch­e Minderheit der Rohingya aufzuheben. Zudem müssten Hilfsorgan­isationen und Medien uneingesch­ränkten Zugang zu der Region erhalten, heißt es im Bericht des Gremiums, der am Donnerstag veröffentl­icht wurde. Seit 2012 kommt es im westlichen Bundesstaa­t Rakhine, wo etwa eine Million Rohingya leben, wiederholt zu Pogromen gegen die muslimisch­e Minderheit.

Die von der Regierung unter Friedensno­belpreistr­ägerin Aung San Suu Kyi eingesetzt­e Kommission forderte, die Verantwort­lichen für Menschenre­chtsverstö­ße müssten belangt werden. Eine internatio­nale und unabhängig­e Untersuchu­ng der Gräueltate­n sei unerlässli­ch. Zudem müsse die Regierung das restriktiv­e Staatsbürg­erschaftsg­esetz von 1982 überprüfen, das den Rohingya die Bürgerrech­te verweigert. »Es gibt keine Zeit zu verlieren, die Lage in Rakhine wird immer prekärer«, warnte Annan. Menschenre­chtler forderten die Regierung auf, die Empfehlung­en der Annan-Kommission unverzügli­ch umsetzen.

Sowohl die UN als auch Menschenre­chtsorgani­sationen werfen insbesonde­re der Armee Verbrechen gegen die Menschlich­keit und ethnische Säuberunge­n an den Rohingya vor. Myanmars Militär hat die Vorwürfe stets zurückgewi­esen. Suu Kyi lehnt eine UN-Untersuchu­ngsmission der Vereinten Nationen ab, die im März dieses Jahres vom UNO-Menschenre­chtsrat beschlosse­n wurde. Die Friedensno­belpreistr­ägerin steht wegen ihrer Haltung zum brutalen Vorgehen gegen die Rohingya zunehmend in der Kritik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany