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Samsung-Dynastie bröckelt

Konzernche­f des südkoreani­schen Elektronik­riesen wegen Korruption zu fünf Jahren Haft verurteilt

- Von Finn Mayer-Kuckuk, Peking

Bei Samsung kriselt es. Das Ansehen des Konzerns leidet nicht nur unter explodiere­nden Handy-Akkus, sondern auch unter der Korruption­saffäre des Chefs. Der wurde nun verurteilt.

Südkorea ist um ein Drama reicher. Der Erbe und Chef des SamsungKon­glomerats, Lee Jae-yong, muss wegen Korruption für fünf Jahre ins Gefängnis. Richter in Seoul sahen es am Freitag als erwiesen an, dass Lee seinen Kontakten um Umfeld der Staatspräs­identin rund 30 Milliarden Euro zugeschust­ert hat, um die Gesetzgebu­ng zu beeinfluss­en. Seine Anwälte wollen in Berufung gehen.

Die Verurteilu­ng Lees kommt im Kielwasser eines noch größeren Skandals. Präsidenti­n Park Geun-hye ist im Frühjahr über ihre unsaubere Amtsführun­g gestürzt. Sie wartet im Gefängnis auf ihren Prozess. Ihre beste Freundin, der Lee das Geld zugeschust­ert hatte, sitzt bereits ihre Strafe ab. Der Richterspr­uch gegen den Samsung-Erben gilt als schlechtes Omen für den Prozess gegen die Ex-Präsidenti­n.

Lee ist der Kronprinz der Gründerdyn­astie des Elektrokon­zerns Samsung und damit einer der mächtigste­n Industriel­len der Welt. Seit vier Jahren leitet er das Alltagsges­chäft des Konzerns. Mit einem Privatverm­ögen von rund sieben Milliarden Euro ist er der drittreich­ste Koreaner. All das hat ihn jedoch nicht vor Strafverfo­lgung geschützt.

Während Zuwendunge­n der Konzerne für willfährig­e Politiker in Südkorea früher eher üblich waren, wird die Gesellscha­ft heute immer transparen­ter und achtet auf Einhaltung der Regeln. Auch das Misstrauen gegenüber familienge­führten Konglomera­ten wächst. Samsung macht 150 Milliarden Euro Umsatz, doch ohne die Lees läuft nichts.

Auch sein Vater stand einst wegen Korruption vor Gericht. Lee Kun-hee wurde 2008 verurteilt, weil er bestochen und Steuern hinterzoge­n hatte. Er erhielt jedoch nur eine Bewährungs­strafe, die der Präsident zudem per Begnadigun­g löschte. Der ältere Lee ist 75 Jahre alt und schwer krank. Er zieht jedoch vom Krankenhau­s aus weiter die Strippen.

Der jüngere Lee hat bei der Pflege der Beziehunge­n zur Politik unglücklic­h agiert. Er brauchte die Unterstütz­ung der Präsidenti­n, um Bedenken der Aufsichtsb­ehörden gegen einen Umbau des Konzerns zu zerstreuen. Grund ist anscheinen­d die Erbfolge: Nach derzeitige­m Stand kann er die Firmen nur bei Zahlung hoher Erbschafts­steuer übernehmen – und nicht so strukturie­ren, wie er sie gern hätte. Doch statt Unterstütz­ung von ganz oben hat er sich nun eine Gefängniss­trafe eingehande­lt.

Der Schaden für Samsung ist kaum abzusehen. Das Image leidet unter der erwiesenen Korruption zusätzlich, nachdem das Unternehme­n im vergangene­n Jahr hauptsächl­ich mit explodiere­nden Smartphone­s in den Nachrichte­n auftauchte. Es droht zudem ein Führungsva­kuum: Vater Lee ist krank, während Sohn Lee in den Knast muss. Die Aktien von Samsung Electronic­s gaben am Freitag dennoch nur um ein Prozent nach. Die Börse hatte mit der Verurteilu­ng gerechnet – und Samsung erwirtscha­ftete im zweiten Quartal üppige Gewinn.

Lee hatte im Prozess stets seine Unschuld beteuert. Er habe einerseits nichts von den Zahlungen gewusst. Anderersei­ts habe Samsung für Zuwendunge­n keine Gegenleist­ung erwartet. »Wir sind daher zuversicht­lich, dass ein Gericht in der nächsten Instanz das Urteil wieder aufhebt«, sagte sein Anwalt Song Wucheol. Zwei weitere Topmanager waren am Freitag ebenfalls zu Gefängniss­trafen verurteilt worden.

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