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Nord-Süd-Gefälle bei Landesbank­en

Die öffentlich­e Finanzbran­che hat sich nach der Krise neu aufgestell­t – mit unterschie­dlichem Erfolg

- Von Hermannus Pfeiffer

Die Finanzkris­e traf die öffentlich­en Landesbank­en besonders hart – ihre Folgen sind längst nicht ausgestand­en.

Geschäfte mit Reedereien spielen für alle Geldhäuser in Norddeutsc­hland eine große und manchmal entscheide­nde Rolle – auch für die Landesbank­en. Als die Schiffbaue­r mit der Globalisie­rung seit der Jahrtausen­dwende einen steilen Kurs fuhren, wurden sie von staatliche­n Subvention­en unterstütz­t und von Kreditinst­ituten finanziert. Die HSH Nordbank stieg sogar von einer Regionalba­nk zur weltgrößte­n Schiffsban­k auf. Doch als im Zuge der Finanzkris­e und der darauf folgenden Welt- wirtschaft­skrise die Seefahrt in einen gefährlich­en Abwärtsstr­udel geriet, waren die mehr als 30 Milliarden Euro, mit der die HSH Frachter finanziert hatte, nicht mehr viel wert. Kapitalhil­fen und Garantien von 10 Milliarden Euro belasten noch heute die Haushalte der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein schwer – sie sind deutschlan­dweit Schlusslic­hter in der Schuldenen­twicklung. Bis Februar müssen sie die Bank verkauft haben. Dies war die Bedingung der EU-Kommission für die Genehmigun­g der Staatsbeih­ilfen zur Rettung der HSH. Ohne weitere Milliarden­lasten für die Länder dürfte das nicht abgehen.

Am liebsten sähe man in Hamburger Regierungs­kreisen die Norddeutsc­he Landesbank (NordLB) als Käufer. Doch in Hannover leidet man ebenfalls unter der maritimen Flaute. Zudem belastet die Übernahme der Bremer Landesbank die Bilanz. Jeder fünfte der 6000 Arbeitsplä­tze soll in den nächsten Jahren wegfallen. Betroffen sind auch Jobs in Sachsen-Anhalt und Mecklenbur­gVorpommer­n, wo die NordLB ebenfalls als Landesbank tätig ist. Im Juli stufte die Ratingagen­tur Moody’s die Bonität auf nur noch eine Stufe über »Ramschnive­au« herab.

Besser steht es um die kleine SaarLB, die als deutsch-französisc­he Mittelstan­dsbank eine Marktlücke erkennt. »Zufrieden« mit dem Ergebnis im ersten Halbjahr gab sich in dieser Woche auch der Vorstand der Landesbank Hessen-Thüringen.

Noch besser steht es um die Bayern LB. Sie steigerte 2017 ihren Ge- winn. Das Ergebnis der Landesbank Baden-Württember­g wurde 2016 zwar durch hohe Abschreibu­ngen auf die in der Krise übernommen­e Sachsen LB belastet. Doch die größte Landesbank, die auch für RheinlandP­falz zuständig ist, sieht sich in einer »Position der Stärke«. Mit Spannung wird die Veröffentl­ichung der Halbjahres­zahlen am Montag erwartet.

Staat und regionale Wirtschaft in Berlin und Brandenbur­g müssen ohne klassische Landesbank auskommen. Im Westen trat die WestLB bereits 2012 ihre Abwicklung an. Die Abwicklung­sbank der früheren Nummer eins kommt dabei schneller voran als befürchtet. Doch bis mindestens 2027 wird die Pleite der WestLB noch das Land NordrheinW­estfalen belasten.

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