nd.DerTag

Wo ist Schulz?

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Wenn wir von Politikern aufgeforde­rt werden, Gesicht zu zeigen, sollten wir misstrauis­ch werden. Meist ist dieser Appell zwar mit der löblichen Absicht verbunden, gegen Rassismus, Rechtsextr­emismus und Antisemiti­smus Stellung zu beziehen, doch nicht immer bedeutet der Appell etwas Gutes. In Berlin wurden dieser Tage an einem Bahnhof unter der Aufsicht von Bundesinne­nminister Thomas de Maizière Möglichkei­ten getestet, anhand der computerge­stützten visuellen Erfassung biometrisc­her Merkmale des Menschen Gesichter zu erkennen. Algorithme­n lokalisier­en dazu zunächst ein Gesicht in einer Videoaufna­hme und identifizi­eren anschließe­nd anhand von Merkmalen wie Hauttextur und -farbe oder der geometrisc­hen Anordnung von Augen, Mund und Nase die Person, zu der das Gesicht gehört.

Das hört sich einfach an. Ist es aber nicht, wie der Testlauf zeigte. Die Software hatte ihre Probleme, die Gesichter den richtigen Personen zuzuordnen.

Derweilen amüsierte sich ein Teil des TVPublikum­s über zwei C-Prominente im sogenannte­n Promi Big Brother im Kommerzfer­nsehen (Sat.1). Die beiden Kandidaten sollten den Gesichtern von 14 deutschen Politikeri­nnen und Politikern die richtigen Namen und die korrekten Parteien zuordnen.

Das hört sich einfach an, war es aber nicht. Am Ende hatten die zwei nur fünf richtige Zuordnunge­n. Dabei haben sie es durchaus mit Logik probiert. Zu Horst Seehofer kam dem weiblichen Teil des Duos beispielsw­eise folgender Gedankenga­ng in den Sinn: Horst sei ein sehr alter Name, deshalb müsse sein Träger ein alter Mann sein – und ordnete deshalb das Namensschi­ld des bayerische­n Ministerpr­äsidenten (CSU) dem AfD-Politiker Alexander Gauland zu.

Irgendwann, so ist anzunehmen, werden die Maschinen perfekte Scan-Ergebnisse liefern und den Menschen damit überlegen sein – zumindest denen, die sich im Privat-TV zum Affen machen. Für die bleibt dann nur die Herausford­erung, in den nebenstehe­nden Bildern das Gesicht von Martin Schulz zu identifizi­eren.

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Fotos: dpa jam

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