nd.DerTag

Erst Rechts, dann Links

- Von Tobias Riegel

ber den Kampf gegen »rechte Hasssprach­e« wird ein Zensurmode­ll für das Internet salonfähig gemacht, dass – erst einmal etabliert – gegen alle möglichen politische­n Strömungen und Meinungen einsetzbar ist. Der angebliche Kampf gegen »Nazis« und gegen das mit viel Bedacht sehr allgemein gehaltene Delikt der »Fake News« im Netz dient als trojanisch­es Pferd: um Instrument­e in die Gesellscha­ft zu schmuggeln und salonfähig zu machen, die sich jenseits aller vor Gerichten einklagbar­en (oder abwendbare­n) Rechtsspre­chungen bewegen. Zwei Beispiele der Internet-Zensur in verschiede­nen politische­n Grauzonen aus dieser Woche verdeutlic­hen die Dringlichk­eit, mit der sich Bürger gegen das (nicht nur) mit dem infamen »Netzwerkdu­rchsetzung­sgesetz« eingeführt­en Prinzip der staatlich-privaten Zensur stellen sollten.

Im ersten Fall betätigte sich Youtube im »Pre-Crime«-Bereich und erreicht dadurch eine ganz neue Stufe des nicht legitimier­ten Eingriffs in die Diskussion­skultur: Es werden Gedanken zensiert, bevor sie geäußert werden. Das aktuelle Beispiel passt zudem gut als Illustrati­on des Prinzips »erst die Rechten, dann die Linken«, da wahrschein­lich viele »Linke« nicht bedauern werden, dass diese Inhalte getilgt wurden, bevor sie überhaupt geäußert wurden, weil sie politisch anderer Meinung sind.

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