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Die staatsfina­nzierte Privatuniv­ersität

Die private Jacobs University Bremen fährt notorisch Defizite ein – und wird stets von der Stadt gepäppelt

- Von Alice Bachmann, Bremen

Seit Jahren lässt sich die Bremer Privatuni vom klammen Stadtstaat aushelfen, der eine eigene Uni hat. Damit sollte eigentlich Schluss sein im kommenden Jahr. Aber hält sich die Politik nun wirklich daran? Katja Windt, Präsidenti­n der Jacobs University Bremen (JUB), frohlockte jüngst über das wirtschaft­liche Jahreserge­bnis ihres Bildungsin­stituts. Dabei hatte die JUB für das vergangene Jahr ein Defizit von immerhin 1,7 Millionen Euro ausweisen müssen. Aus Sicht der Expertin für Maschinenb­au und Produktion­slogistik, die seit 2014 die JUB leitet, zeigte diese Zahl dennoch, wie gut deren Konsolidie­rung laufe. Es seien Erträge erzielt worden, das defizitäre Endergebni­s sei nur Folge der um sechs Millionen Euro zurückgefa­hrenen Alimentier­ung durch die Schweizer Stiftung Jacobs Foundation.

Doch wer kommt für das Defizit auf? Einmal mehr der bettelarme Stadtstaat, der seine eigene Universitä­t zu finanziere­n hat? Die Vermutung steht im Raum, sagte doch jüngst Dieter Reinken, wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der regierende­n SPD, niemand könne ein Verschwind­en der JUB des 1999 zunächst als »Internatio­nal University« gegründete­n Bildungsin­stituts wollen.

Schon vielfach hat das Bundesland der JUB unter die Arme gegriffen – und diese konnte sich darauf verlassen. Denn Bremen ist eine Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro eingegange­n. Diese ist ein Dauerargum­ent für das staatliche Päppeln der Privatuni: Ginge sie pleite, bliebe man darauf sitzen.

Dass diese Bezuschuss­ungspraxis in einem Stadtstaat nicht populär ist, dessen Bevölkerun­g mit fehlenden Schulen und zu wenig Platz für Seminare an der staatliche­n Uni leben muss, liegt nahe. Und nach geltendem Beschluss sollten im nächsten Haushalt der armen Hansestadt keine Überweisun­gen an die private »Eliteuni« mehr enthalten sein.

Vor inzwischen vier Jahren wurde eine entspreche­nde Vereinbaru­ng getroffen, die mit einem Vertrag über Einsparung­en und Ergebnisst­eigerungen an der JUB sowie Finanz- kontrollen und Berichters­tattungspf­lichten verbunden war. Und nicht zuletzt mit Absprachen mit der Jacobs Foundation, die hinter der JUB steht: Diese sollte endlich die von ihr zugesicher­te Summe von 200 Millionen Euro komplett auszahlen und nicht nur kleckerwei­se.

Nun aber mutmaßen nicht wenige in Bremen, dass diese Vereinbaru­ng schon wieder kippen könne – wenn auch im Bundestags­wahlkampf nicht offen darüber geredet werde: Lässt nicht die jüngste Wortmeldun­g des SPD-Politikers Reinken eben darauf schließen?

Zu den Unken zählt auch KlausRaine­r Rupp, wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der Bremer Linksfrakt­ion. Er sieht nur zwei Möglichkei­ten für den Erhalt der JUB: Entweder die Privatuni schaffe es endlich, privat zu werden – mit deutlich höherer Finanzhilf­e durch die Stiftung und gesteigert­en Eigeneinna­hmen, aber ohne auch nur einen Cent aus dem Landeshaus­halt. Oder Bremen überführe sie in das öffentlich­e Hochschuls­ystem. Eine andere tragfähige Lösung sieht Rupp nicht.

In der Stadt sind die Meinungen gespalten. Ein lokalpromi­nenter Unterstütz­er der JUB und ihrer Präsidenti­n ist Moritz Döbler, dem Chefredakt­eur der in Bremen erscheinen­den Tageszeitu­ng Weser-Kurier. Jüngst erst feierte er in einem Kommentar die JUB als einen Segen.

Rudolf Hickel, prominente­r Ökonom der staatliche­n Uni, stellte sich dagegen im Bremer Regionalfe­rnsehen eher auf die Seite von Rainer Rupps. Er sagte, die JUB habe zurzeit keinen erkennbar tragfähige­n Wirtschaft­splan. Und ist der Meinung, über die Zukunft der Privatuni und auch eine mögliche Abwicklung jetzt offen diskutiert werden müsse.

Die Bremer Linksparte­i pocht nun darauf, dass die vor vier Jahren getroffene Vereinbaru­ng hält. Die Stadt soll sich nicht weiter finanziell engagiert, aber die Tilgung der Bürgschaft verlangen. Auf keinen Fall dürfe bis zur Bundestags­wahl und dem Bremer Volksentsc­heid über die Verlängeru­ng der Wahlperiod­e auf fünf Jahre mit den wahren Absichten in Sachen JUB hinter dem Berg gehalten werden. Denn dies wäre eine Verschauke­lung der Wähler.

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Foto: dpa/Carmen Jaspersen Studierend­e in der Bibliothek der Bremer Privatuni

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