nd.DerTag

Ohne die EU läuft nichts mehr

Jürgen Amendt findet, linke Wissenscha­ftspolitik muss auf die Europäisch­e Union setzen

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Hand aufs Herz: Welcher Journalist, welcher Parteipoli­tiker, welcher Bürger kann mit dem Namen »Horizon 2020« (oder mit seiner deutschen Bezeichnun­g »Horizont 2020«) etwas anfangen? Ich gestehe: Auch ich wusste bis vor Kurzem nicht, was damit gemeint ist. Entscheidu­ngen, die auf EU-Ebene getroffen werden, sind nach wie vor so gut wie nicht im öffentlich­en politische­n Bewusstsei­n hierzuland­e verankert. Dabei wird mittlerwei­le bis auf die kommunale Ebene hinab Politik im europäisch­en Rahmen betrieben, ist die Finanzieru­ng selbst von Blumenkübe­ln in Fußgängerz­onen in irgendeine­r Form mit der EU verknüpft. Ohne die Europäisch­e Union läuft nichts mehr.

Das gilt auch für Forschungu­nd Bildungspo­litik. »Horizon 2020« ist mit mehr als 70 Milliarden Euro weltweit das größte Forschungs­programm. Dass das die Lobbyisten der großen Konzerne auf den Plan ruft, liegt auf der Hand. Dass sich die Großindust­rie den größten Teil aus dem Kuchen schneidet, ist aber nicht unvermeidl­ich. Es braucht eine Lobbyarbei­t von links, die sich in Brüssel für die Interessen der kleinen Unternehme­n einsetzt sowie für den in dem Forschungs­programm auf dem Papier versproche­nen freien Zugang zu wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen stark macht. Es wäre fatal, linke Wissenscha­ftsspoliti­k als Anti-EU-Politik zu betreiben und damit die Europäisch­e Union den Konzernen zu überlassen.

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