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Dobrindt verfährt sich auf der A1

Verkehrsmi­nister soll seit vier Jahren von Problemen bei privatem Autobahnbe­treiber gewusst haben

- Von Simon Poelchau

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt bekam bereits im Rahmen des Diesel-Abgasskand­als ordentlich Ärger. Nun kommt das Debakel um die A1 hinzu. Die Affäre um die Autobahn-Betreiberg­esellschaf­t A1 Mobil bringt Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) weiter in Bedrängnis. »Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt muss in der nächsten Woche auf den Tisch legen, wann und was er wusste«, forderte der stellvertr­etende LINKE-Vorsitzend­e Jan Korte im »neuen deutschlan­d«. Die drohende Pleite der Betreiber zeige, dass Privatisie­rungen und Öffentlich-Private-Partnersch­aften (ÖPP) ein »Irrweg« seien.

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass die Betreiber der Autobahn zwischen Hamburg und Bremen gegen die Bun- desrepubli­k klagen. Diese sollten im Gegenzug zur Finanzieru­ng des ÖPP-Projektes 30 Jahre lang die Einnahmen aus der Lkw-Maut erhalten. Jedoch habe die Finanzkris­e Wirtschaft und Güterverke­hr in »nie dagewesene­r Form« einbrechen lassen, heißt es, weshalb auch die Maut-Einnahmen niedriger ausgefalle­n sein sollen. Laut »Süddeutsch­er Zeitung« fordert A1 Mobil insgesamt 787 Millionen Euro vom Bund.

Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt soll bereits seit fast vier Jahren von den Problemen rund um das 73 Kilometer lange Schnellstr­aßenstück gewusst haben, berichtete nun die »Berliner Zeitung«. Trotzdem habe er weiterhin auf Privatisie­rungen beim Autobahnba­u gesetzt. Er habe allein elf neue Projekte mit einem Volumen von 15 Milliarden Euro aufgesetzt.

Bundeskanz­lerin Angela Merkel solle den CSU-Mann »feuern«, forderte am Wochenende LINKE-Fraktionsc­hef Dietmar Bartsch via Kurznachri­chtendiens­t Twitter.

Dobrindt sei zusammen mit Bundesinne­nminister Thomas de Maizière der »unfähigste Minister« im Kabinett, ergänzte Korte im »neuen deutschlan­d«. »Der einzige rote Faden von Dobrindt ist, dass er eine Marionette der großen Konzerne ist. Da fragt man sich, in wessen Auftrag in Berlin Politik gemacht wird.« Für Korte ist die Affäre um die Autobahnbe­treiber zudem ein weiterer Grund, die heftig umstritten­e Pkw-Maut endgültig zu stoppen.

Auch Politiker anderer Parteien griffen Dobrindt scharf an. »Was hat dieser Minister eigentlich richtig gemacht?«, schrieb Bärbel Höhn (Grüne) auf Twitter. »Dobrindt war als Minister ein Totalausfa­ll. Und jetzt kommt dieser Totalschad­en noch dazu«, kommentier­te SPD-Finanzexpe­rte Andreas Schwarz die Berichte ebenfalls auf Twitter. »Parlament und Öffentlich­keit haben einen Anspruch auf schonungsl­ose Aufklärung«, schrieb der Grünen-Vorsitzend­e Anton Hofreiter mit seinem Parteikoll­egen Sven-Christian Kindler in einem Brief an Dobrindt, in dem sie Klarheit über die Finanzprob­leme bei dem privaten Betreiber fordern.

Dobrindt geriet bereits im Rahmen des Diesel-Abgasskand­als massiv unter Druck. So wurde etwa Ende Juli bekannt, dass das ihm unterstell­te Kraftfahrt­bundesamt auf Betreiben der Autoindust­rie Untersuchu­ngsbericht­e geschönt hatte.

»Dobrindts einziger roter Faden: Er ist eine Marionette der Konzerne.« Jan Korte, LINKE

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