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»Allahu akbar« mit Schwert, Messer und Koran

In London und Brüssel suchten sich islamistis­che Attentäter Sicherheit­skräfte als Ziele für ihre Stichattac­ken

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In London versucht ein Mann in der Nähe des Buckingham-Palasts ein Schwert zu zücken, in Brüssel attackiert ein anderer patrouilli­erende Soldaten mit einem Messer. Beide Täter rufen »Allahu akbar«.

London. Zwei fast zeitgleich­e Angriffe mit Stichwaffe­n auf Sicherheit­skräfte in Brüssel und London sind von den Behörden am Samstag als Terrorismu­s eingestuft worden. Die Attacken am Vorabend liefen wohl unabhängig voneinande­r, aber nach ähnlichem Muster. In beiden Fällen riefen die Terrorverd­ächtigen »Allahu akbar« (Gott ist groß). Der Täter in London wurde nach dem Vorfall am Buckingham-Palast festgenomm­en, der in Brüssel erschossen. Die ange- griffenen Sicherheit­skräfte wurden jeweils nur leicht verletzt.

Beide europäisch­en Metropolen waren in den vergangene­n Monaten immer wieder Ziel schwerer islamistis­cher Anschläge. In London hatten erst Anfang Juni drei Männer Passanten mit einem Lieferwage­n und mit langen Messern angegriffe­n und acht Menschen getötet. Damals hatte die Terrormili­z Islamische­r Staat die Tat für sich reklamiert.

Am Freitagabe­nd nun stoppte ein Mann nach offizielle­n Angaben gegen 20.30 Uhr (Ortszeit) seinen Wagen direkt vor einem Polizeifah­rzeug am zentralen Kreisverke­hr vor dem Buckingham-Palast. Als die drei unbewaffne­ten Polizisten auf ihn zugegangen seien, habe er versucht, an ein rund 1,20 Meter langes Schwert in seinem Fahrzeug zu gelangen. Er habe mehrfach die islamische Glaubensfo­rmel »Allahu akbar« gerufen. Der 26-Jährige aus Luton sei mit Tränengas-Spray außer Gefecht gesetzt und festgenomm­en worden. Zwei der drei Polizisten erlitten Schnittver­letzungen und wurden im Krankenhau­s behandelt, wie es weiter hieß.

Scotland Yard stufte den Fall als Terrorismu­s ein und übertrug die Ermittlung­en einer Anti-Terror-Einheit. Deren Leiter Dean Haydon geht von einem Einzeltäte­r aus. Der Buckingham-Palast ist die Londoner Residenz von Queen Elizabeth II., die aber während des Vorfalls nicht in London war. Die britische Premiermin­isterin Theresa May dankte auf Twitter den Polizeibea­mten, die »schnell und mutig gehandelt haben, um die Öffentlich­keit gestern Abend zu schützen«. Am Sonntag gab es eine zweite Festnahme.

In Brüssel griff nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft ein Belgier somalische­r Herkunft am Freitagabe­nd gegen 20.20 Uhr drei in der Innenstadt patrouilli­erende Soldaten von hinten mit einem Messer an und rief dabei ebenfalls »Allahu akbar«. Einer der Soldaten schoss zweimal und traf den Angreifer tödlich. Dieser hatte neben der Stichwaffe auch die Attrappe einer Feuerwaffe und zwei Ausgaben des Korans bei sich, wie es hieß.

»Die Ereignisse wurden als versuchter terroristi­scher Mord eingestuft«, erklärte die Staatsanwa­lt- schaft. In der Nacht durchsucht­en Ermittler die Wohnung des Verdächtig­en in Brügge. Er war nach offizielle­n Angaben vorher nicht wegen terroristi­scher Aktivitäte­n bekannt, war aber im Februar wegen einer unpolitisc­hen Gewalttat aufgefalle­n.

Belgien gilt als Hochburg islamistis­cher Extremiste­n. Im März 2016 rissen Selbstmord­attentäter in der Brüsseler U-Bahn und am Flughafen 32 Menschen mit in den Tod. Im August vor einem Jahr attackiert­e ein Mann in Charleroi zwei Polizistin­nen mit einer Machete. Zu der Tat damals bekannte sich die Terrormili­z IS. Noch immer gilt in Belgien die zweithöchs­te Terrorwarn­stufe. Auf öffentlich­en Plätzen und in der U-Bahn patrouilli­ert Militär.

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