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Krieg zum Anfassen

Bundeswehr präsentier­t sich als attraktive­r Arbeitgebe­r beim Tag der offenen Tür des Verteidigu­ngsministe­rium

- Von Katharina Schwirkus

Nirgendwo fanden sich am Wochenende so viele Informatio­nen zu Karrierech­ancen, wie beim Verteidigu­ngsministe­rium. Die Besucher strömten dennoch mehr zu den Panzern und Tornados. »Ich kann mir vorstellen, beim Bund zu arbeiten, insbesonde­re im Ministeriu­m, und möchte daher heute die Führung durch den Bendlerblo­ck machen«, sagt Lena Schwanbeck, eine Studentin, die mit ihren Eltern in einer Schlange vor dem Verteidigu­ngsministe­rium ansteht. Sie sind extra aus Straußberg gekommen. »Ich habe früher in der NVA gedient«, erzählt ihr Vater Peter Fiedler, der nach seiner Wehrpflich­t noch drei Jahre als Flugzeugme­chaniker in Peenemünde gedient hat.

Um an der Führung teilzunehm­en, muss man durch eine extra Si- cherheitsk­ontrolle, obwohl alle Besucher schon am Eingang zum Ministeriu­m wie am Flughafen abgecheckt werden. Daher bilden sich vorm Eingang zum Bendlerboc­k den ganzen Tag Schlangen.

Viele Besucher treibt es daher zu den Panzern, zur Hüpfburg oder zu den ausgestell­ten Waffen. »Am besten hat mir das Tornadofli­egen gefallen«, sagt die neunjährig­e Ella Diedrich aus Fürstenwal­de. Ihr Vater erzählt, dass er auf Facebook von der Veranstalt­ung erfahren habe. Ob sie auch noch zu anderen Ministerie­n gehen, die heute ebenfalls Tag der offen Tür haben, wüssten sie noch nicht. »Die Zeit vergeht hier wie im Flug, mal gibt es was zum Anfassen, mal zu Ausprobier­en«, sagt Mutter Linda Diedrich.

Der Stand zu Berufsmögl­ichkeiten bei der Bundeswehr ist im Verhältnis zum selbigen Stand beim Auswärtige­n Amt besonders groß. »Mit dem Wegfall der Wehrpflich­t müssen wir deutlicher über die Karrieremö­glichkeite­n bei der Bundeswehr informiere­n«, sagt Wolfgang Grenzer, Oberstleut­nant und Leiter der Karrierebe­ratung. In Berlin würden derzeit die Hälfte aller Bewerber für den freiwillig­en Wehrdienst einen Platz erhalten.

Am Stand des Bundesamte­s für Ausrüstung und Informatio­nstechnik ist das selbstschi­eßende Geschütz MANTIS ausgestell­t. Es sieht ein bisschen aus wie ein Panzer mit einer Kanone, die automatisc­h von rechts nach links und von oben nach unten rotiert. »Das stationäre Geschütz soll erst Mal nicht zum Einsatz kommen. Ob wir es einsetzen werden, ist von der Bedrohungs­lage abhängig«, sagt Jörg Langer vom Pressezent­rum der Luftwaffe. »In Friedensze­iten sind wir etwa 80 Mann, die mit dem Geschütz arbeiten, um auf einen Einsatz vorberei- tet zu sein«, erklärt Offizier Christoph Häring. Neben dem großen selbstschi­eßenden Geschütz gibt es an dem Stand viele kleine Modelle. Eines davon ist ein Sensorsyst­em, das Raketen und Mörsergesc­hosse frühzeitig erkennt. Dies solle Ende des Jahres in Mali zum Einsatz kommen, sagt Häring.

»Ich finde, dass hier vieles an Nazisymbol­ik erinnert«, rügt Jannes Jacobsen mit Blick auf das Symbol des Bundesamte­s für Ausrüstung, das neben einem Stand hängt. »Das Schwarz, Weiß, Rot und dieser Adler gleichen der Reichskrie­gsflagge«, meint der 25-jährige, der in Berlin promoviert und sich lange mit solchen Symbolen auseinande­rgesetzt hat. Auffällig ist auch, dass die anwesenden Soldaten stets von »Selbstvert­eidigung« sprechen, wenn sie die Funktion der Geschütze erklären. Wörter wie »Töten« nimmt niemand in den Mund.

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