Krieg zum Anfassen
Bundeswehr präsentiert sich als attraktiver Arbeitgeber beim Tag der offenen Tür des Verteidigungsministerium
Nirgendwo fanden sich am Wochenende so viele Informationen zu Karrierechancen, wie beim Verteidigungsministerium. Die Besucher strömten dennoch mehr zu den Panzern und Tornados. »Ich kann mir vorstellen, beim Bund zu arbeiten, insbesondere im Ministerium, und möchte daher heute die Führung durch den Bendlerblock machen«, sagt Lena Schwanbeck, eine Studentin, die mit ihren Eltern in einer Schlange vor dem Verteidigungsministerium ansteht. Sie sind extra aus Straußberg gekommen. »Ich habe früher in der NVA gedient«, erzählt ihr Vater Peter Fiedler, der nach seiner Wehrpflicht noch drei Jahre als Flugzeugmechaniker in Peenemünde gedient hat.
Um an der Führung teilzunehmen, muss man durch eine extra Si- cherheitskontrolle, obwohl alle Besucher schon am Eingang zum Ministerium wie am Flughafen abgecheckt werden. Daher bilden sich vorm Eingang zum Bendlerbock den ganzen Tag Schlangen.
Viele Besucher treibt es daher zu den Panzern, zur Hüpfburg oder zu den ausgestellten Waffen. »Am besten hat mir das Tornadofliegen gefallen«, sagt die neunjährige Ella Diedrich aus Fürstenwalde. Ihr Vater erzählt, dass er auf Facebook von der Veranstaltung erfahren habe. Ob sie auch noch zu anderen Ministerien gehen, die heute ebenfalls Tag der offen Tür haben, wüssten sie noch nicht. »Die Zeit vergeht hier wie im Flug, mal gibt es was zum Anfassen, mal zu Ausprobieren«, sagt Mutter Linda Diedrich.
Der Stand zu Berufsmöglichkeiten bei der Bundeswehr ist im Verhältnis zum selbigen Stand beim Auswärtigen Amt besonders groß. »Mit dem Wegfall der Wehrpflicht müssen wir deutlicher über die Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr informieren«, sagt Wolfgang Grenzer, Oberstleutnant und Leiter der Karriereberatung. In Berlin würden derzeit die Hälfte aller Bewerber für den freiwilligen Wehrdienst einen Platz erhalten.
Am Stand des Bundesamtes für Ausrüstung und Informationstechnik ist das selbstschießende Geschütz MANTIS ausgestellt. Es sieht ein bisschen aus wie ein Panzer mit einer Kanone, die automatisch von rechts nach links und von oben nach unten rotiert. »Das stationäre Geschütz soll erst Mal nicht zum Einsatz kommen. Ob wir es einsetzen werden, ist von der Bedrohungslage abhängig«, sagt Jörg Langer vom Pressezentrum der Luftwaffe. »In Friedenszeiten sind wir etwa 80 Mann, die mit dem Geschütz arbeiten, um auf einen Einsatz vorberei- tet zu sein«, erklärt Offizier Christoph Häring. Neben dem großen selbstschießenden Geschütz gibt es an dem Stand viele kleine Modelle. Eines davon ist ein Sensorsystem, das Raketen und Mörsergeschosse frühzeitig erkennt. Dies solle Ende des Jahres in Mali zum Einsatz kommen, sagt Häring.
»Ich finde, dass hier vieles an Nazisymbolik erinnert«, rügt Jannes Jacobsen mit Blick auf das Symbol des Bundesamtes für Ausrüstung, das neben einem Stand hängt. »Das Schwarz, Weiß, Rot und dieser Adler gleichen der Reichskriegsflagge«, meint der 25-jährige, der in Berlin promoviert und sich lange mit solchen Symbolen auseinandergesetzt hat. Auffällig ist auch, dass die anwesenden Soldaten stets von »Selbstverteidigung« sprechen, wenn sie die Funktion der Geschütze erklären. Wörter wie »Töten« nimmt niemand in den Mund.