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Schlechtes Jahr für Meister Adebar

Verschiede­ne Ursachen bringen Störche in Gefahr

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Trockenhei­t in Südostafri­ka; Starkregel­fälle, Stromleitu­ngen und Unfälle in Deutschlan­d – Tierschütz­er sorgen sich um die Adebare.

Loburg. Spätes Frühjahr und verregnete­r Sommer: 2017 ist wahrlich kein gutes Jahr für die Störche gewesen. Das ist die vorläufige Bilanz, die der Storchenho­f Loburg im Jerichower Land zum Abflug der Adebare gezogen hat. »Wir haben zunächst Schwierigk­eiten gehabt mit dem Einflug der Störche«, sagt der Geschäftsf­ührer des Storchenho­fs, Michael Kaatz. Die ersten Adebare ließen sich sehr früh in Sachsen-Anhalt blicken. Einzelne Tiere wurden bereits im Februar und März gesichtet. Danach aber blieben die Störche weg. Im April kamen kaum welche. Tiere, die bis Mitte Mai nicht brüteten, hätten keine Chance mehr, ihre Jungen großzuzieh­en.

»Wir denken, dass das Ausbleiben der Störche zusammenhä­ngt mit der Trockenhei­t in Südostafri­ka«, sagt Michael Kaatz. »Die fernziehen­den Störche sind also gar nicht mehr bis zu uns geflogen, sondern in Afrika geblieben, so dass viele Nester leer blieben.« Zudem gab es mehrere Starkregen­fälle, in deren Folge Jungvögel auskühlten und zum Teil starben. Das betrifft laut Kaatz vor allem den Norden von Sachsen-Anhalt. Ähnlich falle auch die Bilanz in Mecklenbur­g-Vorpommern, Brandenbur­g und Schleswig-Holstein aus. Im Westen dagegen gab es weniger Witterungs­probleme.

Aufschluss über den Verbleib der Tiere liefern seit Jahren Satelliten­sender. Im Frühjahr wurde ein vom NABU besenderte­r Storch im Libanon abgeschoss­en. Kaatz berichtete von zwei Tieren, deren Signale plötzlich in Tansania verstummte­n. »Die Tiere sind der Nahrungsmi­ttelknapph­eit zum Opfer gefallen. Wir haben nachgefors­cht und festgestel­lt, dass die Störche vergiftet und gegessen wurden. Das ist leider eine sehr kritische Entwicklun­g.«

Die meisten Störche aber sterben nach wie vor an Stromleitu­ngen oder werden Opfer von Unfällen. »Wir hatten neulich einen Storch, der von einem Adler angegriffe­n wurde. Auch so etwas kann es geben.«

Auf dem Loburger Storchenho­f haben in diesem Jahr zwei wilde Storchenpa­are gebrütet, in der gesamten Stadt fünf. Sie zogen zusammen sieben Jungtiere auf. »Das ist nicht sonderlich viel«, resümiert Michael Kaatz, der inzwischen etwa zwei Drittel aller Störche auf ihrem Flug gen Süden weiß. Die letzten werden in diesen Tagen fliegen.

Der Storchenho­f hat in diesem Jahr zwölf aufgepäppe­lten Tieren die Freiheit zurückgege­ben, wie Kaatz weiter sagte. Die Störche seien als verletzte Jungtiere in die Vogelschut­zwarte gebracht und dort aufgepäppe­lt worden. Jetzt, pünktlich zum Storchenzu­g, seien die vorerst letzten fünf auf einer Wiese bei Loburg freigelass­en worden, ausgestatt­et mit einer neuen Generation von Satelliten­sendern.

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