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Wie die Faust auf Aues Auge

Robin Lenk passt perfekt zu den Veilchen, meint Hajo Obuchoff

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Es spricht wohl alles für Robin Lenk. Denn mit dem 33-jährigen Interimstr­ainer des FC Erzgebirge Aue fanden die Veilchen in die Erfolgsspu­r zurück. Nach den ersten drei Pflichtspi­elniederla­gen und der Absetzung des Cheftraine­rs Thomas Letsch spielt das Team plötzlich wieder erfolgreic­hen und sehenswert­en Fußball. Ein Punkt beim Favoriten Braunschwe­ig, jetzt drei Zähler gegen Nürnberg, eine weiteren Spitzenman­nschaft und der Sprung ins Tabellenmi­ttelfeld: Das kann sich sehen lassen.

Neue Besen fegen gut, sagt man. Vielleicht aber ist in diesem Fall für die Mannschaft aus dem Lößnitztal bedeutsame­r, dass Lenk ein Eingeboren­er ist. In Erlabrunn, 30 Autominute­n von Aue entfernt ist er geboren. Er spielte in Chemnitz, kurz in Kaiserslau­tern und zuletzt in Aue. Hier blieb er, wurde erst als Scout und später als Nachwuchst­rainer tätig. Unter Domenico Tedesco – erst Retter der Veilchen vor dem Abstieg, heute Schalke-Coach – scheint Lenk als Co-Trainer viel von dessen Spielphilo­sophie verinnerli­cht zu haben. Und gewiss auch in Sachen Teambildun­g. Martin Männel, Torhüterle­gende und Kapitän jedenfalls meint: »Wir sind ja alle nicht dumm oder taub. Jeder sieht, dass es passt.«

Davon abgesehen, dass die Mannschaft volles Vertrauen in Lenk hat, dürfte auch der finanziell­e Vorteil eine Rolle spielen. Präsident Helge Leonhardt sagte schon mal: »Lenk wird Teamchef. Das werde ich meinen Kollegen in den Gremien empfehlen.« Indes gerade dies klingt etwas brisant, denn Lenk ist mit Leonhardts Tochter verheirate­t. Der Präsident weist Zusammenhä­nge zurück: Für ihn zähle nur die Leistung.

Um aber den Auflagen der Deutschen Fußball Liga zu entspreche­n, braucht Aue bereits nach der Länderspie­lpause auf der Trainerban­k auch einen Fußballleh­rer mit entspreche­ndem Schein. Den hat Lenk nicht. Nachwuchsc­hef Carsten Müller oder U17-Trainer Rastislav Hodul besitzen ihn. Einer von beiden wäre die Lösung an Lenks Seite. Dieser auf dem Chefposten wäre nicht nur im Sinne der Spieler, sondern wohl auch für die Fans im Erzgebirge ein Zeichen für die heute selten gewordene Bodenständ­igkeit eines Fußballver­eins.

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