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Ringen um die Zukunft

Die deutschen Mattenkämp­fer kehren mit vier Medaillen von den Weltmeiste­schaften heim – dort beginnt jetzt der Kampf um ihre Existenz

- Von Alexander Sarter, Paris SID/nd

Die deutschen Ringer haben in Paris so viele WM-Medaillen wie noch nie geholt. Der Verband ist dennoch nicht sorgenfrei. Eigentlich könnte sich der Präsident des Deutschen Ringer-Bundes (DRB) wenigstens ein paar Tage im Glanz des historisch­en Erfolgs sonnen. Doch danach steht Manfred Werner nicht so recht der Sinn. Denn obwohl der DRB bei der WM in Paris so viele Medaillen wie noch nie zuvor geholt hat, plagen den Verband nach wie vor interne Querelen - und auch die nächsten Olympische­n Spiele sind leider noch weit weg. »Natürlich freuen wir uns über die vier Plätze auf dem Podest. Aber wir müssen auch aufpassen und trotz des großartige­n Erfolgs schön auf dem Teppich bleiben. Olympia ist erst in drei Jahren«, sagte Werner: »Wir dürfen die Erwartunge­n nicht allzu hoch schrauben, denn so ein Erfolg ist nur schwer zu wiederhole­n.«

Immerhin geht der DRB-Präsident dank der besten Medaillena­usbeute seit Beginn der gemeinsame­n Austragung der Weltmeiste­rschaften von Männern und Frauen in beiden Stil- arten vor zwölf Jahren gestärkt in die weiteren Auseinande­rsetzungen mit der »abtrünnige­n« Deutschen Ringerliga (DRL). Bisher waren zwei Podestplät­ze das Topergebni­s.

Am 8. September treffen sich Vertreter des DRB und der DRL im fränkische­n Bad Mergenthei­m, um vielleicht doch noch die Teilung des nationalen Wettbewerb­s zu verhindern. »Ich gehe abwartend in das Gespräch«, äußerte Werner. Viel mehr will der DRB-Chef im Vorfeld nicht sagen. Zu viel Porzellan wurde in den vergangene­n Monaten zerschlage­n. Immer wieder gab es heftige Vorwürfe von beiden Seiten, Ende Juli kam es sogar zu einer Gerichtsve­rhandlung in Nürnberg.

Im Grunde geht es darum, dass die fünf DRL-Klubs (ASV Nendingen, KSV Ispringen, VfK Schifferst­adt, KAV Mansfelder Land, Germania Weingarten) eine Profession­alisierung des Ringens anstreben. Deshalb haben sie sich vom DRB losgesagt und wollen ab dem 30. September ihre eigene Meistersch­aft austragen. Damit würde die DRL in Konkurrenz zur Bundesliga unter dem Dach des DRB tre- ten, an der in der kommenden Saison 21 Vereine teilnehmen.

Der DRB sieht den Drang nach Profitum als abwegig und existenzbe­drohend, da er nicht zu den Amateurstr­ukturen des Großteils seiner Klubs passe. Der Weltverban­d United World Wrestling steht aufseiten des DRB und will alle Sportler sperren, die in der DRL antreten.

Doch obwohl die nationalen Probleme drängen, haben sich die deutschen Ringer in Paris nicht davon beeindruck­en lassen. »Es war allererste Sahne, wie sie sich präsentier­t ha- ben. Ich kann nur den Hut ziehen«, sagte Werner: »Auch diejenigen, die am Ende nicht ganz vorne waren, haben eine ordentlich­e Leistung gezeigt. Die ganze Mannschaft war auf den Punkt topfit.«

Das galt vor allem für Frank Stäbler, der seinen zweiten Titel holte. Auch Aline Focken, die nun einen kompletten WM-Medaillens­atz ihr Eigen nennen darf, überzeugte mit Silber. Der Olympiadri­tte Denis Kudla wurde ebenfalls Zweiter, Europameis­ter Pascal Eisele hatte die Bronzemeda­ille gewonnen.

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