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Todesliste mit Namen aus linker Szene

Razzia bei mutmaßlich­en Rechtsterr­oristen / Bundestags­abgeordnet­e Renner: »Folge der Hetze«

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Sie sollen geplant haben, Linke zu töten: In Mecklenbur­g-Vorpommern stehen ein Polizist und ein Anwalt im Verdacht, rechtsterr­oristische Attentate vorbereite­t zu haben.

Berlin. Die Razzien erfolgten im Morgengrau­en: In Rostock und bei Schwerin hat die Polizei am Montag mehrere Wohnungen und Geschäftsr­äume durchsucht. Die Ermittler verfolgen einen gravierend­en Anfangsver­dacht: Zwei Beschuldig­ten wird die »Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat« vorgeworfe­n.

Wie der Generalbun­desanwalt mitteilte, sollen die Beiden in Chatgruppe­n über »die aus ihrer Sicht verfehlte Flüchtling­s- und Zuwanderun­gspolitik« gesprochen und wegen dieser Entwicklun­g den »Zusammenbr­uch der staatliche­n Ordnung« prognostiz­iert haben. Diesen Krisenfall sollen die Männer »als Chance gesehen haben, Vertreter des poli- tisch linken Spektrums festzusetz­en und mit ihren Waffen zu töten. Zu dieser Personengr­uppe sollen die Beschuldig­ten eine Liste mit Namen und weiteren Personalie­n angelegt haben«, so die Bundesanwa­ltschaft.

Die linke Bundestags­abgeordnet­e Martina Renner reagierte mit den Worten: »Das ist die Folge der Hetze gegen Links.« Bei der Linksparte­i hieß es: »Es gibt Todesliste­n gegen linke Politiker. Stichwortg­eber für die zunehmende Gewaltbere­itschaft der Rechten ist die AfD.« Damit wurde Bezug genommen auf die jüngste Äußerung des Vizechefs der Rechtsauße­npartei, Alexander Gauland, der mit Blick auf die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Aydan Özoguz erklärt hatte, man werde sie »in Anatolien entsorgen«.

Der Grünen-Politiker Konstantin von Notz verwies auf den Fall des Bundeswehr­soldaten, gegen den Ermittlung­en im Frühjahr wegen rechtsterr­oristische­r Akti- vitäten aufgenomme­n wurden. »Nach Franco A., um den es erstaunlic­h ruhig geworden ist, ein weiterer Fall ...«, twitterte von Notz am Montag. Der Bochumer Kriminolog­e Tobias Singelnste­in sagte, den Fall umwehe »ein Erklärung der Linksparte­i Hauch von tiefem Staat«. Er bezog sich dabei auf Berichte, dass die Ermittlung­en wegen rechter Terrorgefa­hr nicht in der »NaziSzene, sondern bei Polizisten, Anwälten, Politikern« stattfande­n.

Einer der Verdächtig­en ist Beamter bei der Polizeiins­pektion Ludwigslus­t, so das Innenminis­terium in Schwerin. Bei der Raz- zia waren ausschließ­lich Bundesbeam­te im Einsatz – keiner stammte aus Mecklenbur­g-Vorpommern. Dies geschieht offenbar, um den Ermittlung­serfolg nicht zu gefährden, so der innenpolit­ische Sprecher der Linksfrakt­ion im Landtag, Peter Ritter. Nach seiner Einschätzu­ng belegen die Durchsuchu­ngen, dass die Gefahr durch den Rechtsterr­orismus im Nordosten akut ist.

Laut dem NDR durchsucht­en die Ermittler auch das Haus eines Rostocker Rechtsanwa­lts. Bei diesem soll es sich um ein Mitglied der Rostocker Bürgerscha­ft handeln, der Verdächtig­e sitze dort für die Fraktion der Unabhängig­en Bürger für Rostock. Nach Angaben des Schweriner Innenminis­teriums fanden Razzien zudem bei Personen statt, die als nicht tatverdäch­tige Dritte geführt werden. Darunter befinde sich ein weiterer Polizeibea­mter des Landes Mecklenbur­g-Vorpommern.

»Stichwortg­eber für die zunehmende Gewaltbere­itschaft der Rechten ist die AfD.«

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