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Tiefer Staat

- Florian Haenes über eine Razzia in Mecklenbur­g-Vorpommern

Dieses Mecklenbur­g-Vorpommern gibt das Bild eines »tiefen Staates« ab. Niemand weiß genau, welche verborgene­n Netzwerke unterhalb des Institutio­nengefüges wuchern. Montagfrüh haben Bundeskrim­inalamt und Bundespoli­zei Räumlichke­iten von zwei mutmaßlich­en Rechtsterr­oristen durchsucht. Einer ist Kommunalpo­litiker aus dem Lager des Rostocker Oberbürger­meisters. Der andere ist Polizeibea­mter.

Die lokalen Polizeibeh­örden wurden von dieser Durchsuchu­ng überrascht. Man hatte ihnen nicht getraut.

Trauen. Wem? Wem überhaupt trauen? In diesem Land, in dem die ernsthafte Aufarbeitu­ng des NSU-Terrors noch nicht einmal begonnen hat. In dem seit März ein völlig sinnloser und obendrein geheim tagender Sonderauss­chuss nicht einmal jene NSU-Akten lesen darf, die dem Bundestags-Untersuchu­ngsausschu­ss bereits vorlagen. Auch nicht jene Akten, die dem Oberlandes­gericht München für den NSU-Prozess zur Verfügung stehen. Und das nur, weil sich die Parteien SPD, CDU und selbst Grüne bis heute nicht durchringe­n können, einen ordentlich­en und mit sämtlichen Einsichtsr­echten ausgestatt­eten Untersuchu­ngsausschu­ss einzuricht­en.

In diesem Land will die Lokalpress­e diesen Skandal nicht erkennen. Journalist­en übernehmen unhinterfr­agt das Argument der Regierung, ein Sonderauss­chuss sei nun einmal kostengüns­tiger als ein Untersuchu­ngsausschu­ss.

Ist Mecklenbur­g-Vorpommern wirklich ein tiefer Staat? Es ist Zeit für Aufklärung.

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