nd.DerTag

Dies rät Ihr Steuerbera­ter

- Kerstin Ewald

Ist Ihre Stimme käuflich? Nein, natürlich nicht. Dennoch wäre es vielleicht interessan­t zu erfahren, was Ihnen ein Regierungs­wechsel finanziell bringen oder – je nach dem – kosten würde.

Mehr »Netto vom Brutto«, dafür sind ja eigentlich alle. Doch was bedeuten die Steuerpoli­tiken der einzelnen Parteien für mich und die eigene Familie ganz konkret – vorausgese­tzt, die jeweilige Partei wäre am Ruder und dürfte ihre Programmat­ik 1:1 durchsetze­n? Solche Informatio­nen verspricht uns der »Steuer-O-Mat«. Dabei handelt es sich um eine Internetse­ite der Firma Smartsteue­r GmbH, die einen Blog rund um das Thema Steuern betreibt.

Mit seiner Wahlempfeh­lung kommt steuer-o-mat.de schnell zur Sache. Während beim schon bekanntere­n »Wahl-O-Mat« – der diesen Mittwoch startet und einst erfunden wurde, um Erstwählen­den die Entscheidu­ng zu erleichter­n – über 30 Fragen zu diversen Politikfel­dern gestellt werden, gelangt man mit diesem Instrument schon in vier Schritten zum Ziel: Gefragt wird nach Einkommen, Ehestatus, Einkommen des Ehepartner­s und nach der Kinderzahl.

Nehmen wir an, der Leiter einer Supermarkt­filiale verdient 2300 Euro im Monat, er ist verheirate­t mit einer Erzieherin, ihr monatliche­r Verdienst beträgt 2500 Euro. Sie haben zusammen ein Kind. – Ein Klick und der »Steuer-O-Mat« hat die steuerlich passende Partei für den Teilnehmer gefunden. In diesem Falle verspricht ihm die Linksparte­i, am Jahresende rund 1600 Euro mehr im Geldbeutel vorzufinde­n. Arbeitet einer von den beiden Teilzeit, kann daraus ein jährliches Plus von sensatione­llen 4470 Euro werden! Die Wahlempfeh­lung ist also eindeutig.

Einer erdachten Softwareen­twicklerin mit 70 000 Euro Jahresgeha­lt wird ebenfalls die LINKE empfohlen. Erst bei knapp 80 000 Euro springt der »Steuer-O-Mat« um und empfiehlt die CDU.

Während der Wahl-O-Mat der Bundeszent­rale für Politische Bildung seit 2002 zur festen Größe unter den Politikora­keln entwickelt hat, ist der »Steuer-O-Mat« ein noch relativ neues Werkzeug und spricht allein den Homo oeconomicu­s in uns an.

Natürlich ist der Informatio­nsgehalt solcher Spielzeuge beschränkt, die Wahlempfeh­lungen sind mit großer Vorsicht zu genießen. Doch Spaß bringen die Dinger allemal. Wer jetzt Lunte gerochen und an den automatisc­hen Wahlhelfer­n Freude findet, der kann auch den »Sozial-O-Maten« oder den »Agrar-O-Maten« für Landwirte probieren. Vollends als Satire zu verstehen ist wohl dieses digitale Equipment: Der »Musik-O-Mat« verrät, »mit welcher Partei mein Musikgesch­mack übereinsti­mmt.«

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