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Dollarflau­te bei Ägyptens Militär

US-Außenminis­terium kürzte Militärhil­fen wegen Menschenre­chten und Kairos Zusammenar­beit mit Nordkorea

- Von Oliver Eberhardt

Mit der Kürzung der traditione­llen Militärhil­fen für Ägypten strafen die USA Kairo für wirtschaft­liche Beziehunge­n zu Nordkorea, treffen dabei aber auch eigene Unternehme­n. Im Hafen von Alexandria werden große Geschäfte gemacht. Analysten beobachten genau, wie viele Güter hier umgeschlag­en werden und für wen sie bestimmt sind. Börsenkurs­e und Kreditrati­ngs werden beeinfluss­t, wenn der Handel zurückgeht. Der Hafen und der Suezkanal sind zwei der wichtigste­n Devisenque­llen des chronisch klammen Ägyptens.

Doch nun ist ein Schlaglich­t auf einen Aspekt von Ägyptens Politik und Wirtschaft gefallen, über den man in Kairo gar nicht gerne spricht: die Beziehunge­n Kairos zu Nordkorea. USAußenmin­ister Rex Tillerson hat der ägyptische­n Regierung nun 95,7 Millionen US-Dollar an Militär- und Wirtschaft­shilfen ganz gestrichen; weitere 195 Millionen US-Dollar wurden eingefrore­n.

Offiziell geht es um die Menschenre­chte in Ägypten. Zehntausen­de sitzen aus politische­n Gründen in Haft. In Massenproz­essen werden immer wieder mehrere Hundert Angeklagte ohne ordentlich­e Beweisführ­ung zum Tode verurteilt. Außerdem werden weitreiche­nde Zensurgese­tze eingeführt. Zuletzt hatte Präsident Abdelfatta­h al Sisi ein Gesetz unterzeich­net, das die Arbeit von Nichtregie­rungsorgan­isationen massiven Einschränk­ungen unterwirft.

Offiziell ist die Sperrung der 195 Millionen US-Dollar damit nichts weiter als eine Erfüllung von gesetzlich­en Verpflicht­ungen: Laut USGesetzge­bung muss der Außenminis­ter entweder erklären, dass ein Land die Menschenre­chte einhält, oder 15 Prozent der genehmigte­n Zahlungen – im Fall Ägyptens sind das insgesamt rund 1,3 Milliarden US-Dollar – zurückhalt­en.

In Kairo sorgte der Zahlungsst­opp für Überraschu­ng und Unmut. Erst im Mai hatte US-Präsident Donald Trump in Kairo neben Ägyptens Staatschef Abdelfatta­h al Sisi gestanden, ihn als »einzigarti­ge Person, die in der Lage ist, das Unmögliche zu tun« gelobt. Doch schon damals konnte man zwischen den Zeilen Konfliktpo­tenzial erkennen. Aus der Pressemitt­eilung über ein Telefonat zwischen Trump und al Sisi geht hervor, dass Trump eine Einstellun­g der ägyptische­n Zusammenar­beit mit der nordkorean­ischen Regierung forderte.

Vor allem Alexandria gilt schon seit langem als Zentrum des Waffenhan- dels mit Nordkorea. In einem Bericht kritisiere­n die Vereinten Nationen, dass in der Hafenstadt mehrere Scheinfirm­en der Regierung in Pjöngjang ihren Sitz haben, ohne dass die ägyptische­n Behörden dagegen etwas unternähme­n. Ägyptische Unternehme­n brechen zudem offen die internatio­nalen Sanktionen gegen Pjöngjang. So baute ein ägyptische­r Konzern, dessen Besitzer enge Beziehunge­n zu al Sisi unterhält, ein Mobilfunkn­etz in Nordkorea auf.

Die Zusammenar­beit zwischen beiden Ländern reicht bis in die frühen 1970er Jahre zurück, als Nordkorea vor dem Jom Kippur-Krieg ägyptische Piloten ausbildete. An- fang der 80er Jahre lieferte Ägypten Raketen an Nordkorea.

Auf die Ansagen aus Washington hatte Ägyptens Regierung zunächst reagiert, indem man öffentlich­keitswirks­am ein Schiff aufbrachte, das nach Angaben des ägyptische­n Verteidigu­ngsministe­riums Waffen geladen hatte. Außerdem schloss man zwei der nordkorean­ischen Scheinfirm­en in Alexandria.

Doch aus amerikanis­cher Sicht ist dies nun, da sich die Situation rund um Nordkorea zuspitzt, nicht genug. Über seinen Schwiegers­ohn Jared Kushner ließ Trump ausrichten, was er von al Sisi will. Außerdem sprachen in den vergangene­n Tagen mehr- mals US-Diplomaten bei al Sisi vor; es sei um Nordkorea gegangen, heißt es aus der US-Botschaft in Kairo.

Die Blockade der Gelder bringt Kairo in eine schwierige Lage, obwohl sie nur einen geringen Teil der Gesamtzahl­ungen erfasst. Denn auf der Sinai-Halbinsel, in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zu Israel, kämpft das ägyptische Militär seit Jahren gegen den örtlichen Ableger des Islamische­n Staats. Man braucht die Zahlungen, um Verträge mit US-Zulieferer­n erfüllen zu können. Denn die USMilitärh­ilfen sind nahezu vollständi­g daran gebunden, dass sie für Lieferunge­n und Leistungen für US-Unternehme­n ausgegeben werden.

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Foto: AFP/POOL/Jonathan Ernst US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis (Mitte) mit Ägyptens Militärs auf gutem Fuß

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