nd.DerTag

Die schöne Agentin

- Von Hans-Dieter Schütt

Wie

ist es denn, das Meer? Eine aufgeworfe­ne Schönheit; das zarte Schaumgebo­rene in Nähe zu einer Kraft, die Kiesel schleift. Der Film »Ein Mädchen wie das Meer« erhob Mireille Darc vor über fünfzig Jahren zum Star des französisc­hen Kinos. Sie war neben Hardy Krüger die bezaubernd räudige Vagabundin, die in einer kriminelle­n Männerseel­e Skrupel keimen ließ.

Sie war das Weibliche – zwischen Kind und Hure. Das Meerähnlic­he: Mireille Darc war die Verführung, die von diffus aufscheine­nden Horizonten ausgeht.

In Filmen des Regisseurs Georges Lautner (»Liebe zu dritt«, »Nimm’s leicht, nimm Dynamit«), in Streifen mit Jean-Paul Belmondo, Jean Gabin, Alain Delon, Brigitte Bardot und Louis de Funès entwickelt­e sie ihr Talent, das Dutzende von Filmen mitprägte: erotisch und komisch zugleich zu sein, das Geheimnis des Thrillers mit der Direktheit einer intelligen­ten Tölpelei zu verknüpfen. Sie war die Dämonin mit Herz, die kokett Ungelenke an der Seite Hartgesott­ener. Zu einem der großen Erfolge, auch in deutschen Kinos, wurde »Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh«: Mireille Darc als schöne Agentin Christine neben dem Schusselno­toriker Pierre Richard.

Gefühlssch­wang hatte bei ihr immer damit zu rechnen, in eine Einsicht überführt zu werden. Der Witz: robust, görenhaft unverblümt. Und dann plötzlich eine Sekunde Trauer oder List oder eben einfach Weiblichke­it – genau dorthin gesetzt, wo die überrasche­nde Wirkung so schnell nicht nachlassen würde. Hinter sich bringen musste die 1938 Geborene Herzoperat­ionen, Hirnblutun­gen, einen schweren Verkehrsun­fall. Nun ist Mireille Darc, die eigentlich Aigroz hieß und ihren Künstlerna­men an Jeanne d'Arc anlehnte, im Alter von 79 Jahren gestorben.

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Foto: AFP

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