Ich arbeite weiter – vor allem, weil es Spaß macht
Zu »Die grauen Herren von der FDP«, 19./20.8., S. 7
Bisher konnte ich mich nie so recht entscheiden, ob ich für ein voraussetzungsloses Grundeinkommen bin oder nicht. Dann fiel mir ein, dass ich ab 1. Dezember ja quasi in dieser Situation bin – da gehe ich in Altersrente. Und ich könnte, wenn ich mich einschränke, davon leben. Aber ich behalte noch eine halbe Stelle und arbeite als Lehrer in der Erwachsenenbildung weiter. Der wichtigste Grund dafür ist: Das macht mir Spaß. Warum eigentlich? Ich muss mich natürlich an den geltenden Lehrplänen orientieren und mich mit Kolleg*innen inhaltlich abstimmen, ansonsten bin ich aber weitgehend frei in der Planung und Gestaltung meines Unterrichts, und ich bekomme in der Mitarbeit der Schüler*innen und in ihren Noten Rückmeldungen über die Qualität meiner Arbeit. Heißt: Ich kann voll entfaltete Handlungen ausführen und das ist befriedigend. Wenn man so intrinsisch motiviert ist, ist extrinsische Belohnung nicht unwichtig, aber zweitrangig. Viele Leute, die z. B. ehrenamtlich arbeiten, werden das ähnlich sehen.
Nun verfolge ich nicht alles, was über das Thema »Grundeinkommen« geschrieben wird. Ich kann mich aber nicht besinnen, dass die mögliche Qualität der Arbeit, die auf dem Grundeinkommen basieren kann, eine Rolle gespielt hat. Wenn man aber darüber nachdenkt, was Menschen motivieren kann, trotz Grundeinkommen zu arbeiten, dann kann es eigentlich nur Arbeit sein, die aus solch vollständigen Handlungen besteht und für die man daher intrinsisch motiviert sein kann.