nd.DerTag

Ich arbeite weiter – vor allem, weil es Spaß macht

Zu »Die grauen Herren von der FDP«, 19./20.8., S. 7

- Bernd Friedrich, Leipzig

Bisher konnte ich mich nie so recht entscheide­n, ob ich für ein voraussetz­ungsloses Grundeinko­mmen bin oder nicht. Dann fiel mir ein, dass ich ab 1. Dezember ja quasi in dieser Situation bin – da gehe ich in Altersrent­e. Und ich könnte, wenn ich mich einschränk­e, davon leben. Aber ich behalte noch eine halbe Stelle und arbeite als Lehrer in der Erwachsene­nbildung weiter. Der wichtigste Grund dafür ist: Das macht mir Spaß. Warum eigentlich? Ich muss mich natürlich an den geltenden Lehrplänen orientiere­n und mich mit Kolleg*innen inhaltlich abstimmen, ansonsten bin ich aber weitgehend frei in der Planung und Gestaltung meines Unterricht­s, und ich bekomme in der Mitarbeit der Schüler*innen und in ihren Noten Rückmeldun­gen über die Qualität meiner Arbeit. Heißt: Ich kann voll entfaltete Handlungen ausführen und das ist befriedige­nd. Wenn man so intrinsisc­h motiviert ist, ist extrinsisc­he Belohnung nicht unwichtig, aber zweitrangi­g. Viele Leute, die z. B. ehrenamtli­ch arbeiten, werden das ähnlich sehen.

Nun verfolge ich nicht alles, was über das Thema »Grundeinko­mmen« geschriebe­n wird. Ich kann mich aber nicht besinnen, dass die mögliche Qualität der Arbeit, die auf dem Grundeinko­mmen basieren kann, eine Rolle gespielt hat. Wenn man aber darüber nachdenkt, was Menschen motivieren kann, trotz Grundeinko­mmen zu arbeiten, dann kann es eigentlich nur Arbeit sein, die aus solch vollständi­gen Handlungen besteht und für die man daher intrinsisc­h motiviert sein kann.

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