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CDU schlägt Grünen die Tür zu

Union will »aufräumen« in Niedersach­sen: Nikab-Verbot auch in Theatern und Museen gefordert

- Von Hagen Jung

Bernd Althusmann, CDU-Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl in Niedersach­sen, hat eine Koalition mit den Grünen ausgeschlo­ssen. In der Ökopartei herrsche ein Linksruck, sagte er auf einem Parteitag. Weder mit der AfD noch mit den LINKEN werde seine Partei ein Bündnis schließen, hatte Bernd Althusmann schon 2016 erklärt. Darüber hinaus werde er bis zur Wahl keine Aussagen zum Thema Koalition machen. Doch nun hat der Spitzenkan­didat, der den amtierende­n Ministerpr­äsidenten Stephan Weil (SPD) ablösen will, auch den Grünen die Tür zugeschlag­en. Ein Zusammensc­hluss mit ihnen komme nicht infrage, betonte der Unionsmann jetzt beim Parteitag der CDU in Hannover.

Gedanken an ein regierende­s Schwarz-Grün im Landtag, wenn sie denn jemand gehegt haben sollte, waren spätestens nach dem Übertritt der Grünen-Abgeordnet­en Elke Twesten zur CDU vollends verblichen. Jener Schritt, durch den die rotgrüne Koalition im Niedersach­senparlame­nt ihre Einstimmen­mehrheit verlor, mag vor wenigen Wochen die scharfe Wortwahl auf dem GrünenPart­eitag in Göttingen begünstigt haben. Als »schwarz-gelbes Gruselkabi­nett« bezeichnet­e die Landtagsgr­üne Julia Willie Hamburg die politische Gegenseite, und Agrarminis­ter Christian Meyer schimpfte über »schwarz-gelbe Hetzer« und »kaltherzig­e Menschenfe­inde«, die massenhaft Asylbewerb­er abschieben.

Wer den politische­n Gegner derart diffamiere, reagierte kurz darauf Niedersach­sens CDU-Generalsek­retär Ulf Thiele, habe demokratis­che Spielregel­n nicht verstanden und verlasse die Ebene normaler politische­r Streitkult­ur. Bernd Althusmann setzte jetzt nach: »Unflätig« seien die Äußerungen der Grünen gewesen. Doch nicht damit, sondern mit einem »Linksruck« der Partei in Niedersach­sen begründete der Kandidat das Nein zur Koalition.

Aber nicht nur böse Worte hatte es seinerzeit auf dem Grünen-Parteitag gegeben. So versuchte sich der amtierende Agrarminis­ter zum Ergötzen seiner Zuhörer mit einem Reim: »Glückliche Hühner und saubere Eier/die gibt es nur unter Minister Meyer.« Beides jedoch, so heißt es aus den Reihen der Union, wird es nach der Landtagswa­hl am 15. Oktober auch unter einer CDU-Agrarminis­terin geben. Barbara Otte-Kinast soll es werden, sagte Bernd Althusmann, der damit das erste Mitglied seines Schattenka­binetts präsentier­te.

Otte-Kinast ist seit 2014 Vorsitzend­e des Landfrauen­verbandes Niedersach­sen. Die 53-jährige Milchbäuer­in aus dem Kreis Hameln-Pyrmont will als Ministerin »alle Landwirte unterstütz­en«, ob ökologisch oder konventio- nell arbeitend. Weniger hoffnungsv­olle Worte hatte sie für den Wolf parat: Mehr dieser Tiere als bisher müssten besendert und vergrämt und im Problemfal­l »entnommen« – sprich: erschossen – werden.

Sicherheit steht ganz oben auf der schwarzen Agenda.

Ehe er Barbara Otte-Kinast dem Parteitag vorstellte, hatte Bernd Althusmann kundgetan: Als Ministerpr­äsident werde er ein Kabinett bilden, das je zur Hälfte aus Frauen und Männern besteht. Und wie er regieren möchte, besagt ein Programm, das ein Fernsehrep­orter treffend zusammenfa­sste: »Man möchte so eine Art nördliches Bayern werden«.

Sicherheit steht ganz oben auf der schwarzen Agenda. So will die Union die Zahl der Polizisten im Land um 3000 erhöhen und »Gefährder mit deutscher Staatsbürg­erschaft« bis zu 18 Monate in »Prävention­shaft« nehmen können. Die Bewegungsf­reiheit von islamistis­chen »Gefährdern« müsse mit elektronis­chen Fußfesseln eingeschrä­nkt werden, fordert die CDU, und: Das Verbot einer »Verhüllung des Gesichts«, wie es schon für Schulen besteht, müsse ausgedehnt werden. Auch öffentlich­e Gebäude wie Gerichte, Behörden, Rathäuser, Sporthalle­n, ja auch Museen und Theater sollen von Frauen mit Nikab oder Burka nicht mehr betreten werden dürfen.

Passt alles gut in Bernd Althusmann­s Willenserk­lärung auf dem Parteitag: »Wieder Ordnung ins System bringen« wolle die CDU und zeigen, »dass wir aufräumen wollen in Niedersach­sen«. Die Chance, dass derartige Wünsche Wahrheit werden, stehen nach aktuellen Umfragen für die Union nicht schlecht.

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