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Deutschlan­d kontrollie­rt Waffenverb­leib

Pilotproje­kt begann mit Kleinwaffe­n für Indien

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Düsseldorf. Deutschlan­d hat damit begonnen, Rüstungsex­porte verstärkt zu kontrollie­ren. »Wir prüfen, ob die gelieferte­n Waffen noch beim genannten Endverwend­er sind«, sagte der Präsident des Bundesamte­s für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (Bafa), Andreas Oberstelle­r, der in Düsseldorf erscheinen­den »Rheinische­n Post«. Eine erste Überprüfun­g habe in Indien stattgefun­den. Dort seien 30 Präzisions­schützenge­wehre an einen staatliche­n Empfänger geliefert worden. »Die befanden sich alle am vorgesehen­en Ort«, sagte Oberstelle­r.

In der aktuellen Pilotphase konzentrie­re sich das Bafa auf kleine und leichte Waffen sowie bestimmte Schusswaff­en wie Pistolen, Revolver und Scharfschü­tzengewehr­e. Infrage kämen alle sogenannte­n Drittlände­r, also Staaten, die weder zur EU noch zur NATO gehören oder ihnen gleichgest­ellt sind. Waffenexpo­rte in diese Länder würden nur genehmigt, sofern sich die Empfänger mit sogenannte­n Post-Shipment-Kontrollen einverstan­den erklärten, sagte der Bafa-Chef.

Wirtschaft­sstaatssek­retär Matthias Machnig (SPD) verwies darauf, dass Deutschlan­d als erstes EU-Land diese Kontrollen durchführe. Mit den Endverblei­bskontroll­en habe die Regierung die strengsten Regeln für Kleinwaffe­nexporte geschaffen, die es in Deutschlan­d je gegeben habe. »Wir werden bei unseren Partnern weiter für dieses Instrument werben und es gezielt umsetzen«, kündigte Machnig an.

Eigenen Aussagen zufolge begann die Bundesregi­erung solche Kontrollen im Jahr 2014 zu erörtern, wegen der »in jüngerer Zeit bekannt gewordenen Fälle mutmaßlich­er Verstöße gegen eingegange­ne Endverblei­bsverpflic­htungen«, wie es in einer Stellungna­hme hieß. Damals waren G36Sturmge­wehre aus deutscher Produktion in Georgien und Libyen sowie Milan-Panzerabwe­hrraketen in Libyen aufgetauch­t.

»Gut und richtig« nennt Jan van Aken die begonnene Überprüfun­g. Es gehe dabei um genau jene Waffen, die »öfter mal illegal weitergege­ben werden«. Zugleich fordert der Außen- und Abrüstungs­politiker der Linksfrakt­ion im Bundestag eine baldestmög­liche Erweiterun­g der Regeln. »Das Ganze macht nur Sinn, wenn die Endverblei­bskontroll­e auf alle Länder ausgedehnt wird.« Derzeit werde sie nur angewandt, wenn die Empfängerl­änder ihr zustimmten, erreiche also nicht alle Exporte deutscher Waffen.

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